BCA insider 04/2022

8 R U N D U M L E I T T H E M E N H E A D L I N E S & I N S I G H T S sagen ganz klar, dass sie nicht bereit sind, die Struktur der ambulanten Versorgung weiterzuentwickeln, und versagen notwendige Finanzmittel. Das heißt umgekehrt, dass die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte sowie die Psychotherapeuten ihre Leistungen deutlich einschränken müssen und werden. Wir müssen den Patientinnen und Patienten dann auch klar sagen, wer dafür verantwortlich ist: die Krankenkassen.“ Angesichts der aktuellen Lage könnten private oder betriebliche Zusatzversicherungen weiter an Bedeutung gewinnen. Bereits jetzt besteht durchaus eine große Bereitschaft zum Zusatzschutz. So stieg die Zahl der abgeschlossenen Zusatzversicherungen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent auf gesamt 28,4 Mio. an – Tendenz aufwärts. Überdies wird die private Krankenversicherung als ein wesentlicher Teil des dualen Systems ein wichtiger Faktor bleiben, um den Qualitätsstandard im deutschen Gesundheitssystem auf hohem Niveau zu halten. Über die Zukunft der privaten Krankenversicherung und die Chancen des Gesundheitsmarktes diskutierte Rolf Schünemann, Vorstandsvorsitzender der BCA AG, mit folgenden Teilnehmern: Ursula Clara Deschka, Vorständin DKV Deutsche Krankenversicherung AG und Vorstandsvorsitzende ERGO Krankenversicherung AG Olaf Engemann, Vorstand SDK Gruppe Frank Lamsfuß, Vertriebsvorstand der Barmenia Versicherungen Dr. Rainer Reitzler Vorstandsvorsitzender der Münchener Verein Versicherungsgruppe : Nach einer Auswertung der britischen Agentur für medizinische Berufe, ID Medical, schneidet das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich gut ab und landet immerhin auf dem zweiten Platz. Inwieweit sorgt die PKV dafür, dass die Qualität im Gesundheitssystem hoch bleibt? Olaf Engemann: Die PKV trägt in vielerlei Hinsicht zur Leistungsstärke unseres Gesundheitssystems bei. Da durch sie höhere Honorare generiert werden können, haben Ärzte und Krankenhäuser durch sie die Möglichkeit, in moderne Ausstattung und Personal zu investieren. Das kommt allen zugute. Zudem erstattet sie neue Methoden frühzeitiger. Dies ist dann Ansporn für die GKV, solche Angebote aufzunehmen. Dieser Systemwettbewerb fördert den medizinischen Fortschritt. Hinzu kommt, dass die Finanzierung in der PKV über die Kapitaldeckung das deutlich nachhaltigere System ist. Dadurch trägt sie im Gegensatz zur umlagefinanzierten GKV zur finanziellen Stabilität des Gesundheitssystems bei. Dr. Rainer Reitzler: Da stimme ich meinem Vorredner zu. Der Wettbewerb zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung garantiert in Deutschland ein hohes Versorgungsniveau der Patienten. Da die PKV neue medizinische Methoden frühzeitiger erstattet, wirkt die PKV häufig als Motor für Innovationen im deutschen dualen Gesundheitssystem. Es gilt, das Miteinander zu stärken. : Dennoch wird von einigen politischen Entscheidern immer wieder die Bürgerversicherung in die Runde geworfen: Was würde sich für Ärzte, aber auch für die Verbraucher bei einer Bürgerversicherung ändern? Ursula Clara Deschka: Wie bereits geschildert, sichert unser duales System und damit der Wettbewerb zwischen der GKV und der PKV eine bessere Versorgung. Die PKV erstattet neue und innovative Methoden tendenziell früher, wodurch die GKV einen Anreiz hat, diese Angebote ebenfalls zu übernehmen. Daneben sichert die PKV den gesetzlich Versicherten in vielen Fällen die Existenz ihrer Arztpraxis um die Ecke. Eine Einheitsversicherung bzw. Bürgerversicherung hingegen würde Schritt für Schritt zu einer schlechteren medizinischen Versorgung, zu Leistungskürzungen und/oder zu höheren Beiträgen führen. : Die Ausgaben für den medizinischen Fortschritt in Kombination mit der Inflation, der Zinslage und den Folgen der Corona-Pandemie stellt die PKV durchaus vor Herausforderungen. Wie ist es um die Zukunft der PKV bestellt? Inwieweit stellen Sie Veränderungen in Ihrem Neugeschäft fest und was wird aus der Vollversicherung? Frank Lamsfuß: Mit der Einführung der neuen Tariflinie „Mehr-für-Sie“ in der Zusatzversicherung verzeichnen wir Rolf Schünemann ist seit über 35 Jahren im Versicherungsbereich tätig. Seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der BCA AG. Dort verantwortet er die Ressorts Versicherungen, Vertrieb, Marketing, Partnermanagement und Mergers & Acquisitions. Davor war er viele Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen – etwa als VertriebsvorstandoderGeschäftsführer–beibekanntenVersicherern tätig.

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