2 4 K A P I T A L A N L A G E N BAUFINANZIERUNG 2023 Die Zeit der niedrigen Zinsen ist endgültig vorbei Das Marktumfeld für Baufinanzierungen in Deutschland hat sich stark verändert. Vor allem im vergangenen Jahr haben Inflation, steigende Zinsen sowie Bau- und Materialkosten für starke Schwankungen gesorgt. Rückblickend zeichnet sich ein neues Niveau für Bauzinsen ab, das sich 2023 weiter etablieren dürfte. Lagen die Bauzinsen im Januar 2022 noch bei einem Prozent, kletterten sie im Laufe des vergangenen Jahres auf über drei Prozent. Ihren Jahreshöchststand erreichten sie mit 3,88 Prozent Ende Oktober 2022, bevor zum Jahresende eine vorübergehende Entspannung eintrat. 3,12 Prozent betrug der repräsentative Bestzins nach Angaben der Dr. Klein Privatkunden AG Ende Dezember 2022. Gründe hierfür waren eine rückläufige Inflation sowie eine allgemeine Entspannung an den Finanzmärkten. Doch obwohl sich die Wirtschaft in Deutschland robust zeigte, stiegen die Bauzinsen nach dem Jahreswechsel wieder an. Im Januar 2023 lagen sie bei 3,44 Prozent (Dr. Klein). In diesem Zeitraum hatte die EZB ihre Inflationserwartungen nach oben korrigiert und weitere Leitzinsanpassungen angekündigt. Anfang Februar setzte Christine Lagarde den ersten Zinsschritt von +0,5 Prozentpunkten um, die Leitzinsen lagen damit bei 3,0 Prozent. Die EZB-Präsidentin kündigte zudem konkret an, diesen Schritt im März wiederholen zu wollen. Im Anschluss an die EZBSitzung gab die Rendite der Bundesanleihe, an der sich die Baufinanzierungszinsen orientieren, nach und die Bauzinsen pendelten sich im Februar bei 3,19 Prozent ein (siehe Abb. 1). Experten halten den leichten Rückgang im Februar jedoch nicht für nachhaltig und gehen eher von weiteren Steigerungen im Jahr 2023 aus. „Wir erwarten weiter steigende Zinsen, allerdings nicht mehr in der Geschwindigkeit und in der Höhe wie im Vorjahr. Abhängig von der Inflations- und Wirtschaftsentwicklung sehen wir gegen Ende 2023 eine langsame Beruhigung des Marktes“, kommentiert Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland. Auch Robert Annabrunner, Leiter Drittvertrieb Deutschland, Private Bank Germany, Deutsche Bank AG, rechnet bis zum Jahresende mit einem stabilen Zinsniveau: „Die Preise für deutsche Wohnimmobilien sind im dritten Quartal 2022 um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Wir nehmen aber an, dass die Preise in den letzten Monaten bereits wieder gefallen sind. Trotzdem hat sich angesichts des deutlichen Anstiegs der Hypothekenzinsen die Erschwinglichkeit von Wohneigentum noch einmal verringert. 2023 wird sich Baugeld nicht mehr wesentlich verteuern. Die Prognose unseres Hauses geht von einem Zinsniveau von 3,6 Prozent zum Jahresende aus. Der starke Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt sollte noch über Jahre hinaus bestehen bleiben.“ Blick nach vorne Pendeln sich die Bauzinsen 2023 nach den starken Schwankungen also bei einem stabilen Wert zwischen ca. drei und vier Prozent ein, bedeutet das weiterhin rückläufige Zahlen bei Käufern oder privaten Bauherren, zumindest bis sich der Markt dem Zinsniveau angepasst hat. In dieser Situation rücken klassische Bausparvertrage wieder in den Fokus. Annabrunner ist der Meinung: „Angesichts wachsender Finanzierungsvolumina im Umfeld steigender Bauzinsen spielt die Zinssicherung – sei es in der Prolongation oder beim Neuabschluss – eine wichtige Rolle. Finanzierende suchen zunehmend Planungssicherheit über © onephoto – stock.adobe.com
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