BCA insider 02 2023

1 9 K A P I T A L A N L A G E N © Creativa Images – stock.adobe.com Was sind die regulatorischen Konsequenzen? Die Regulierung des US-Bankensektors dürfte massiv ausgeweitet werden. Experten schreiben den Banken sogar die Rolle von Versorgungsunternehmen zu. Es ginge künftig nicht mehr um Wachstum, sondern darum, das Funktionieren der Wirtschaft sicherzustellen. Die Folge wäre ein geringerer Wettbewerb unter den Banken. Um Risiken zu reduzieren, könnten die Anforderungen an die Bonität der Kreditnehmer steigen. Die Kreditvergabe könnte zurückgehen. Dies dürfte das Wirtschaftswachstum dämpfen. Was sind die Folgen für die Kundeneinlagen? Die staatliche FDIC wird durch Beiträge der Banken finanziert. Die Reserven der FDIC wurden deutlich reduziert. Weitere Inanspruchnahmen der Garantien können nicht ausgeschlossen werden. Um die Reserven wieder aufzufüllen, müssen die Banken höhere Beiträge zahlen. Dies dürfte zu einer Verteuerung ihrer Dienstleistungen führen. In Europa hat sich die Krise anders ausgewirkt. Die unveränderte Regulierung verhinderte Fehler wie in den USA. Die Schweizer Großbank Credit Suisse wurde durch eine Reihe von Skandalen bekannt. Zudem schrieb das Institut seit 2015 unter dem Strich Verluste. Ihr Aktienkurs befand sich auf einer anhaltenden Talfahrt. Die Grafik zeigt den Aktienkursverlauf der Bank seit Anfang 2000. Spekulationen, dass auch sie „Dreck am Stecken“ haben könnte, führten zu einem existenzbedrohenden Kurseinbruch. Eine Übernahme durch den Schweizer Konkurrenten UBS rettete sie. Das hat Folgen, denn beide Banken gehören zu den sog. systemrelevanten Banken. Das bedeutet, dass sie vor einer Insolvenz gerettet werden müssen, um Gefahren für die globale Wirtschaftsentwicklung abzuwenden. Nach der Bankenkrise 2008 haben internationale Gremien festgelegt, dass es 30 solcher Banken gibt. Für die Systemrelevanz hat sich der Begriff „too big to fail“ eingebürgert. Die Rettung wird als Bail-out bezeichnet. Kurz gesagt Die Credit Suisse wurde in einer konzertierten Aktion an einemWochenende gerettet. Beteiligt waren die Nationalbank, die Regierung und die Bankenaufsicht der Schweiz sowie die EZB und die Zentralbanken der USA, Englands, Kanadas und Japans. Doch die Fusion zweier systemrelevanter Banken aus einem Land, noch dazu aus der kleinen Schweiz, warf eine andere Frage auf: Ist die riesige UBS nun „too big to bail-out“, zu groß, um gerettet zu werden? Wer könnte als Käufer für eine Rettung infrage kommen? Wieder eine systemrelevante Bank in Europa? Wie weit darf, soll oder muss politische Einflussnahme gehen, um mögliche Probleme zu verhindern? Die Diskussion um den Versorgerstatus, Wettbewerbsbeschränkungen, eine bessere Ausstattung der Einlagensicherung wird auch in Europa auf die Tagesordnung kommen. Die Bankkunden werden einen Teil der Zeche zahlen, das Wirtschaftswachstum wird unterschwellig gebremst. Es bleibt zu hoffen, dass die künftige Regulierung im Gegenzug die volkswirtschaftlichen Risiken, die vom Finanzsektor ausgehen, eindämmen wird. 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Aktienkurs der Credit Suisse seit 2020 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 Quelle: Bloomberg Dr. Frank Ulbricht Vorstandsvorsitzender BfV Bank für Vermögen AG Vorstand BCA AG E-Mail: frank.ulbricht@bca.de Telefon: +49 6171 9150-100

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