2 4 K A P I T A L A N L A G E N ZEITENWENDE BEI BAUFINANZIERUNGEN? Neuen Chancen für den Vertrieb Steigende Inflation, steigende Zinsen, rückläufige Baugenehmigungen, höhere Auflagen und Baukosten: Die Beratungsanforderungen für Baufinanzierungs- und Immobiliensuchende sind derzeit sehr hoch und komplex. Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland, sprach mit der insider-Redaktion über die Herausforderungen und Potenziale für Vermittlerinnen und Vermittler. : Die Zinsen sind gestiegen, immer mehr Verbraucher sind verunsichert. Inwieweit verzeichnet Ihr Haus vor diesem Hintergrund eine veränderte Nachfrage nach Baufinanzierungen? Thomas Hein: Es ist tatsächlich festzustellen, dass viele Verbraucher aktuell verunsichert sind. Nicht nur, was die steigenden Zinsen betrifft. Auch andere Faktoren rund um die Baufinanzierung wie hohe Baukosten, Lieferengpässe oder die Gesetzgebung sorgen für Zurückhaltung beim Erwerb oder Neubau von Immobilien. Entsprechend geringer ist die Baufinanzierungsnachfrage in diesem Jahr auch bei uns. : Wie beurteilen Sie die aktuelle Zinsentwicklung? Warum lohnt sich eine Baufinanzierung auch unter den neuen Rahmenbedingungen? Hein: Wir gehen im Augenblick für dieses Jahr von einem weiteren Zinsschritt der Europäischen Zentralbank aus. Deshalb wird sich an der Situation in den nächsten Monaten nur wenig ändern. Mit Blick auf die Baufinanzierung lohnt es sich aber auch weiterhin zu planen, wenn man die Entscheidung für eine Immobilie getroffen hat. Und hier heißt es: nicht zuerst auf das Umfeld schauen. Ist man grundsätzlich für den Immobilienkauf bereit, sollte man sich zunächst klar werden, ob das Investment in den Lebensabschnitt passt, ob man sich den Erwerb überhaupt leisten will und ob man die richtige Immobilie findet. Erst dann kommt die Finanzierung ins Spiel. Zu welchen Zinsen kann man finanzieren, wie lange will man die Immobilie behalten und wie lange wird die Zinsbindung festgeschrieben? Fakt ist: Die aktuelle Unsicherheit auf dem Markt lässt sich nicht allein auf die hohen Zinsen reduzieren, sondern ist auch abhängig von den eingangs genannten Faktoren – und von der individuellen Situation. Hat man die Entscheidung für sich getroffen und alles einkalkuliert, spricht nichts dagegen, den Traum von der eigenen Immobilie auch in Zeiten wie diesen zu verwirklichen. : Wie schätzen Sie die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt ein und welche Entwicklung erwarten Sie bei den Immobilienpreisen? Hein: Wir sehen noch nicht, dass das Angebot und die Nachfrage im Gleichgewicht sind. Natürlich gibt die Verkäuferseite im Preis etwas nach, aber das ist der Käuferseite aktuell noch zu wenig. Gleich geblieben ist dagegen der Wunsch nach einem Eigenheim. Vor allem für den Neubau gilt: Die Nachfrage ist hoch, das Angebot ist klein. Mit wesentlich sinkenden Preisen ist daher aktuell eher nicht zu rechnen. Zumindest nicht in den Ballungsgebieten. : Gerade im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit scheint der Baustein Modernisierung oder auch Sanierung durch eine entsprechende Finanzierung immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Teilen Sie diese Einschätzung? Im Oktober 2007 wechselte Thomas Hein zur ING-DiBa AG, wo er bis Ende 2011 als Ressortleiter für das Key-Account-Management im Partnervertrieb verantwortlich zeichnete, bevor er als Abteilungsleiter den Partnervertrieb insgesamt verantwortete. Seit 2018 treibt der DiplomBankbetriebswirt als Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung das Vermittler- und das Direkt-Geschäft bei der ING Deutschland erfolgreich voran.
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