4 1 V E R S I C H E R U N G E N © pikselstock – stock.adobe.com Deckungsstock auch nur allmählich, und daher könne auch die Überschussbeteiligung nur nach und nach dem gestiegenen Kapitalmarktzins folgen. In Zeiten fallender Zinsen sei dies genau umgekehrt. Die Renditen der Lebensversicherer seien daher in den vergangenen Jahren sehr attraktiv gewesen. Da ein Lebensversicherungsvertrag aber auf einen sehr langen Zeitraum ausgelegt sei, glichen sich diese Effekte über die Zeit immer wieder aus. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der laufenden Verzinsung der Lebensversicherer. Hinter den Kulissen der Kapitalanlage „In der hinter uns liegenden Nullzinsphase haben wir uns mit dem Erwerb von lang laufenden festverzinslichen Wertpapieren zurückgehalten. Nur wer derzeit investieren kann, partizipiert am aktuellen Renditeanstieg“, sagt Maximilian Beck, Vorstand Operations/IT und Marketing/Vertrieb. Entsprechend bewerte man das aktuelle Investitionsumfeld als attraktiv und sehe positiv in die Zukunft. Die Kunden profitierten bereits heute über den Deckungsstock vom Zinsanstieg und die IDEAL sehe keine Notwendigkeit, ihre Kapitalanlagestrategie umzustellen. Man sei in der Zinswende gut aufgestellt und habe sich schon vor Jahren andere, vom Zinsniveau unabhängige Anlagearten erschlossen. Wollen die anderen Häuser ihre Anlagestrategie umstellen und wünschen sie sich im Hinblick auf die handelsrechtlichen Anforderungen hier mehr Freiheit? „Eine Notwendigkeit, die Kapitalanlagestrategie grundlegend anzupassen, sehen wir nicht“, sagt Dr. Guido Bader, Vorsitzender der Vorstände der Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Die Stuttgarter sei seit jeher weit marktüberdurchschnittlich in Substanzwerte wie Aktien, Immobilien und Infrastruktur investiert. Nach Marktwerten betrage der Anteil dieser Investments inzwischen über 25 Prozent. Eine überdurchschnittliche Finanzstärke erlaube dies und man wolle auch daran festhalten, da den Kunden langfristig eine bessere Rendite ermöglicht werde. Der handelsrechtliche Rahmen lasse dies zu, es seien keine Anpassungen notwendig. Auch der VOLKSWOHL BUND Lebensversicherung a.G. sei es in den vergangenen Jahren gelungen, insbesondere über Realwerte wie Eigenkapitalprodukte und Immobilien zinsunempfindlichere Reserven aufzubauen, die aktuell zur Steuerung der Erträge für die Versicherungsnehmer zur Verfügung stünden. Um Zinsänderungsrisiken zu managen, investiere man in lang laufende festverzinsliche Wertpapiere und zur Erhöhung des Ertragspotenzials in nennenswertem Umfang in alternative Investments. Nach aktuellen Analysen sei diese Strategie erfolgreich, zumal die Kunden durch die Allokation in alternative Investments von Anlageklassen profitierten, zu denen sie über gewöhnliche Spar- oder Anlageprodukte in der Regel keinen oder nur einen sehr eingeschränkten und sehr teuren Zugang hätten. Die bestehenden handelsrechtlichen Anforderungen dienten zunächst dem Gläubigerschutz und damit auch dem Schutz der Versicherungsnehmer. Aber, so VOLKSWOHL BUND-Pressesprecherin Szydlak: „Es gibt (…) durchaus bedeutsame Einzelfragen, in denen auch wir gerne mehr Freiheiten hätten, die schränken uns aber bei unserer Kapitalanlage nicht wirklich ein.“ Erlebt die Klassik eine Renaissance? Immer wieder kommt beim Thema Zinswende auch die Frage hoch, ob garantiebasierte Lebensversicherungen eine Renaissance erleben (zur Verdeutlichung die Entwicklung des EZB-Leitzinses Juni 2022 bis Mai 2023 – Abbildung 2). Stuttgarter und VOLKSWOHL BUND verneinen. Die Attraktivität klassischer Produkte hänge maßgeblich von der Höhe der Abb. 2: EZB-Leitzins Juni 2022 bis Mai 2023 (in Prozent) Quelle: INFINA Credit Broker GmbH 06/22 07/22 08/22 09/22 10/22 11/22 12/22 01/23 02/23 03/23 04/23 05/23 0,0% 5 % 4 % 3 % 2 % 1 % 0% -1 % 3,75%
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