BCA insider 02 2023

4 3 V E R S I C H E R U N G E N malig einen Beitrag entrichteten. Und was sagen die Versicherer? IDEAL und Stuttgarter erwarten, dass eher risikoaverse Kunden, die einen größeren Einmalbeitrag langfristig in die Altersvorsorge einzahlen wollen, auch künftig auf Versicherungsangebote setzen. „In welchem Umfang dies angenommen wird, hängt aber sicherlich von der Höhe der Verzinsung im Vergleich zu alternativen Kapitalanlageprodukten wie Banksparplänen ab“, erläutert Stuttgarter-Vorstand Bader. Der in der Branche aktuelle Rückgang an Einmalbeträgen werde daher sicherlich noch anhalten. Die IDEAL bietet als Absicherung der Rentenlücke das Produkt IDEAL UniversalLife, zur Absicherung des finanziellen Risikos im Pflegefall die IDEAL PflegeRente. Der VOLKSWOHL BUND habe deutlich mehr Verträge mit laufender Beitragszahlung im Bestand und rechne damit, dass dies im Wesentlichen auch so bleibe. Einfluss der Zinswende auf die PKV In der Presse viel weniger beachtet, aber dennoch vorhanden, ist der Einfluss der Zinswende auf die Private Krankenversicherung (PKV). Laut Barmenia führten die medizinische Inflation und die in der Niedrigzinsphase geringer verzinsten Rückstellungen in der PKV zu stärkeren Beitragserhöhungen. Mittlerweile beobachte man tendenziell ( je nach Unternehmen und Zeitpunkt ) nur noch geringere Rechnungszinssenkungen, stabile Zinssituationen oder sogar Steigerungen in der Rechnungszinsfestlegung. Mit der Rechnungszinsanhebung werde die gebildete Rückstellung wieder stärker verzinst und der Beitrag des Kunden entlastet. „Es lässt sich also schon sagen, dass höhere Zinsen am Kapitalmarkt letztlich auch in höhere Rechnungszinsen münden – entscheidend ist hier, dass eine nachhaltige, positive Entwicklung vorliegt“, so Marina Weise-Bonczek, Pressereferentin Krankenversicherungen der Barmenia. Änderungen im Produktangebot plane die Barmenia wegen der Zinswende nicht. Gleiches gilt für die Süddeutsche Krankenversicherung a.G. (SDK), die sich gut aufgestellt sieht. Die SDK rechnet mit drei bis fünf Jahren, bis der Kunde positive Effekte aus der Zinswende spüre. Dann könnten – je nach Tarif – geringere Beitragserhöhungen oder Beitragssenkungen eintreten. Hintergrund des Zeitverzugs sei die „Trägheit“ in der Kapitalanlage. „Diese hat im fallenden Zinsumfeld für einen langen Zeitraum noch zu sehr hohen Erträgen aus dem Kapitalanlagebestand geführt, während die Neuanlage schon deutlich unter den damals gültigen Rechnungszinsen der Tarife lag“, erklärt Benno Schmeing, Vorstand für Produkte, Betrieb und Kapitalanlage bei der SDK. Bei Zinsanstieg gelte dies analog, da die höheren Zinsen vornehmlich in der Neuanlage wirkten und die bis vor einem Jahr noch niedrigeren Zinstitel einen spürbaren Anteil im Kapitalanlagebestand hätten. Aktuell investiere die SDK bei der Kapitalanlage wieder verstärkt in den Rentendirektbestand mit hoher Bonität, um ihre langfristigen Verpflichtungen den Kunden gegenüber sicher zu gewährleisten. Grundsätzlich setze man weiterhin auf eine breite Diversifikation aus einer spürbaren Aktien-, Unternehmensanleihen-, Immobilien- und Alternative-Investments-Quote, um ergänzend zum konservativen Rentendirektbestand hohe Erträge zu erwirtschaften. Natürlich gebe es bei der Beitragsbestimmung in der PKV noch weitere Faktoren wie Inflation und medizinischen Fortschritt. Die durch den Ukraine-Krieg bedingte höhere Inflation könne sich demnach auch auf die Beiträge in der PKV auswirken, während die Demografie an sich – also das Altern der Bevölkerung – in der PKV keine Beitragserhöhungen auslöse. Denn im kapitalgedeckten System der PKV seien das Altern der Versicherten und damit verbundene Kostensteigerungen einkalkuliert. Wie Kunden von der Zinswende profitieren Was ist das Fazit? Gestiegene Zinsen tragen positive als auch negative Züge in sich. Bis das höhere Zinsniveau im Deckungsstock der Versicherer und nachgelagert bei den Überschüssen der Kunden wirksam wird, fließt mutmaßlich noch viel Wasser den Rhein hinunter. Der Deckungsstock ist ein superstabiler, starker Tanker über die Zeit – aber nicht überaus wendig. Kurzfristig führt der sprunghafte Zinsanstieg zu mannigfaltigen Belastungen wie z. B. dem Abschmelzen von Bewertungsreserven bis hin zum Aufbau von stillen Lasten; mittel- und langfristig wirkt sich der Aufschwung jedoch positiv für die Lebensversicherungsbranche und deren Kunden aus. Hierfür steht stellvertretend die schrittweise Auflösung der Zinszusatzreserve und die Möglichkeit, höher verzinsliche Anlagen ohne Einbußen auf der Bonitätsseite in die Kapitalanlage zu bringen. Ob die Versicherer in naher Zukunft auch bereit sein werden, wieder höhere Garantiezinsen zu versprechen, bleibt allerdings abzuwarten. Laut der Ratingagentur MORGEN & MORGEN GmbH sorgen bei der PKV medizinischer Fortschritt, Inflation und demografischer Wandel für höhere Gesundheitsausgaben und somit für mögliche Beitragssteigerungen. Steigende Zinsen im Zusammenhang mit den momentan niedrigeren Rechnungszinsen führten zu Zinsüberschüssen, die den Versicherten zugutekämen, indem die Versicherer hohe Beitragsanpassungen im Alter abmilderten oder vermieden. Mit neuen Produkten bei der PKV rechnet das Analysehaus nicht, denn diese orientierten sich weniger an der Kapitalmarktsituation. Silvia Fischer Journalistin (FJS) / Diplom-Betriebswirtin E-Mail: slvfischer@gmail.com Telefon: +49 721 3540038

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