7 L E I T T H E M E N © alphaspirit – stock.adobe.com Mit Blick auf die vergangenen Jahre überwiegt deutlich der Optimismus an den Kapitalmärkten. Ob Brexit, Corona oder der anhaltende Ukraine-Krieg, zumindest die Börsianer lassen sich bis dato die Laune nicht vermiesen. Daran änderte auch die 2023 auftauchende Bankenkrise wenig. Alles nur ein Strohfeuer? Wie sattelfest sind die Finanzinstitute? Kann sich Geschichte wiederholen? Die Voraussetzungen sind zumindest andere. Die Finanzwirtschaft und das Handeln an den Märkten sind im steten Fluss. Neue Technologien entwickeln sich, regulatorische Hemmnisse werden beseitigt und das Akteursverhalten ändert sich und/oder passt sich dem Umfeld an. Dennoch ist es gelegentlich ganz hilfreich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Denn daraus lassen sich mitunter Lehren ziehen und Fehler vermeiden. Die Bankenkrise 2007/2008, die dann in eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise mündete, ist zwar gefühlt schon eine Ewigkeit her. Gleichwohl wirkt sie bis heute nach. Insbesondere auf regulatorischer Ebene hat sich seit dieser weltweiten Zäsur einiges verändert; strengere Vorschriften wurden erlassen, um die Finanzinstitute besser an die „Kandare zu nehmen“. Im März 2023wurden neue Risse in der Finanzarchitektur sichtbar, die die Märkte belasteten. Der Kollaps der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) sowie die Übernahme der Schweizer Credit Suisse weckten dunkle Erinnerungen an die große Finanzkrise vor 15 Jahren. Droht jetzt weiteres Ungemach? Was bedeutet das für die Investoren und die Märkte? 2007,2008 und 2009 im Vergleich zu 2023. Krisen sind nicht vergleichbar Bereits im August 2007 erreichte die Immobilien- und Finanzkrise den europäischen Kontinent. Auslöser war der Zusammenbruch des Hypothekenmarktes in den Vereinigten Staaten. Ein Jahr später, im September 2008, kam es zur globalen Wirtschafts- und Finanzkrise mit massiven Erschütterungen für die Weltwirtschaft. Der Aktienkurs von Lehman Brothers brach ein, Anleger fürchteten die Zahlungsunfähigkeit des Finanzinstituts und hoben Gelder von den Banken ab. Lehman Brothers war Geschichte. Die globale Dimension wurde prompt sichtbar. Neben Privatbanken hatten auch insbesondere deutsche Landesbanken in schlecht besicherte Immobilienkredite in den Vereinigten Staaten investiert und waren dabei hohe Risiken eingegangen. Das Resultat: desaströs. Finanzinstitute mussten staatlich gestützt werden, einige wurden in der Folgezeit abgewickelt. Der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück las den Instituten die Leviten: „Die nennen Sie dann ‚Conduit‘ oder Investmentvehikel oder strukturierte Produkte. In Wirklichkeit ist es eine Wundertüte, wo Sie nicht wissen, wo die Risiken und der Knallfrosch drin ist. Sie haben keine blasse Ahnung davon.“ Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel beruhigte die Deutschen mit den Worten: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein.“ Auch wenn die Einlagen sicher waren, stellten diese Ereignisse einen tiefen Einschnitt im Finanzsystem dar. Ein beispielloser Konjunktureinbruch folgte; das Vertrauen ins System hatte nachhaltig gelitten. LEHREN AUS DER VERGANGENHEIT ODER RUHE VOR DEM STURM?
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