BCA insider 03/2023

2 4 K A P I T A L A N L A G E N Die mediale Aufmerksamkeit rund um das Gipfeltreffen Ende August in Südafrika war groß. Die Erwartungen waren entsprechend: Ein neuer Block mit eigener Währung wird entstehen. „Dedollarisierung“ war und ist das Zauberwort. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn es gibt nicht wenige Hürden. Wissen Sie noch, wann der Begriff „BRIC“ zum ersten Mal durch die Medien und die Finanzwelt geisterte? Es war im Jahr 2001, als der Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Jim O‘Neill, dieses Kürzel zum ersten Mal in einer seiner Veröffentlichungen nannte. Der Grund für die Zusammenfassung der vier Staaten Brasilien, Russland, Indien und China war einleuchtend: Genau diese vier Länder wiesen damals jährliche Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent p. a. auf. 2010 kam Südafrika hinzu, sodass seitdem von BRICS die Rede ist. 2014 folgte der nächste Schritt mit der Gründung der New Development Bank. Sie soll als Alternative zu der bereits bestehenden Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds dienen. Die wirtschaftliche Bedeutung der BRICS-Staaten ist unbestritten. Mit Indien und China sind nicht nur die bevölkerungsreichsten Länder der Welt vertreten. Sie spielen auch wirtschaftlich eine immer wichtigere Rolle. So strebt China an, bis 2050 die USA als wirtschaftliche Führungsmacht abzulösen. Ein Blick auf einige Kennzahlen zeigt jedoch, dass die BRICS-Staaten noch einen weiten Weg vor sich haben (siehe Abb. 1). Abb. 1: BRICS G7 Bevölkerung 42 % 10 % BIP 24 % 45 % Landfläche 30 % 14 % Die Zahlen zeigen aber auch: Vor dem Hintergrund, dass diese fünf Länder gut zwei Fünftel der Weltbevölkerung stellen, ist mittel- bis langfristig mit einer Zunahme der wirtschaftlichen Bedeutung zu rechnen. BRICS-Erweiterung in Johannesburg Welche Ziele verfolgen die BRICSStaaten? Eines der Ziele ist die Entdollarisierung. Einerseits will man sich vom Dollar lösen, denn mehrere Beispiele in der jüngeren Geschichte haben gezeigt, dass die USA ihre Leitwährung als Druckmittel einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen. Eine Möglichkeit ist der Ausschluss von SWIFT. Da auch die USA von der weltweiten Nachfrage nach dem USDollar profitieren und ein Teil ihres Wohlstands darauf beruht, wollen die BRICS-Staaten ein Stück vom Kuchen abhaben. Dazu haben sie in Johannesburg zwei Beschlüsse gefasst. Zum einen wird die Liste der BRICSStaaten um sechs Länder erweitert: Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Zweitens soll eine gemeinsame Währung eingeführt werden, die durch Gold und Rohstoffe gedeckt ist (siehe Abb. 2). Hat das Ganze eine realistische Chance? Auf den ersten Blick klingen die Ambitionen der Organisation recht zuversichtlich: Der globale Süden soll mittel- bis langfristig einen gemeinsamen Block bilden, um auf der Weltbühne mehr Gewicht zu bekommen. Tatsächlich könnte dies gelingen, ALTER WEIN IN NEUEN SCHLÄUCHEN? Abb. 2: Grafik der neuen BRICS-Gruppe ab Januar 2024 (sog. BRICS plus) Quelle: Wikipedia.de (https: //de.wikipedia.org/wiki/BRICS-Staaten#/media/Datei:BRICS.svg) © kishivan, Sergey Ilin – stock.adobe.com

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