7 L E I T T H E M E N Bereits 2015 ist mit den European Long Term Investment Funds (kurz ELTIFs) ein kollektives Anlageprodukt an den Start gegangen, das insbesondere das nachhaltige Wachstum in Europa stärken soll. Das Besondere: Nicht nur institutionelle, sondern auch private Anleger können über ELTIFs in die europäische Realwirtschaft investieren. Zahlreiche Hürden bremsten jedoch die Nachfrage. Nicht zuletzt deshalb hat der Gesetzgeber eine Reform beschlossen, die Anfang 2024 in Kraft tritt. Doch welche Hürden wurden konkret aus dem Weg geräumt? Warum bietet das Produkt den Vermittlern künftig einen Beratungsansatz mit Mehrwert? In welchen Themenfeldern könnten ELTIF-Investments in Zukunft verstärkt eingesetzt werden? Und wie sehen Investment- und Versicherungsexperten grundsätzlich die Perspektiven und Chancen rund um das Thema ELTIF? Im insider-Talk sprach Dr. Frank Ulbricht, Vorstand BCA AG und Vorstandsvorsitzender BfV Bank für Vermögen AG, mit: Alexander Koch, Head of 3rd Party Distributors Amundi Deutschland Daniel Regensburger, Geschäftsführer Pangaea Life GmbH Stefan Becker, Senior Vice President Neuberger Berman Group LLC. Dr. Frank Ulbricht: ELTIFs sollen ein nachhaltiges und integratives Wachstum in Europa fördern. Zu Beginn war der Zuspruch noch verhalten. ELTIFS fanden wenig Beachtung. Was waren die Gründe dafür? Wie entwickelte sich die Nachfrage damals und welche Hemmnisse gab es? Daniel Regensburger: Das Ziel der EU, durch ELTIFs mehr Kapital in den Aufbau und die Modernisierung der nachhaltigen europäischen Infrastruktur zu lenken, war und ist richtig. Dafür sollten auch Privatanleger in konkrete langfristige Sachwertprojekte investieren können. Allerdings lagen die Einstiegshürden so hoch, dass ELTIFs gerade für Kleinanleger kaum relevant waren, Angebot und Nachfrage blieben niedrig. Die gesonderte KYC-Prüfung stellte ein zusätzliches Hemmnis im Vertrieb dar. Mit der ELTIF-2.0-Reform hat die EU endlich nachgebessert, Einstiegshürden drastisch gesenkt und die Langfrist-Fonds nun auch für nichtprofessionelle Anleger hochgradig spannend gemacht. Ulbricht: Bekanntermaßen erhielten ELTIFs ein „Upgrade“. Kann dies als zweite Chance für ELTIFs gesehen werden? Welche wesentlichen „Steine“ wurden damit regulatorisch aus dem Weg geräumt? Alexander Koch: Das Upgrade der ELTIF-Verordnung kann in der Tat als eine zweite Chance für diese Art von Fonds gesehen werden, die bisher nur wenig genutzt wurden. Die wichtigsten regulatorischen Hindernisse, die beseitigt wurden, sind folgende: erstens die Erweiterung des Anwendungsbereichs der förderfähigen Vermögenswerte und Investitionen, die es ELTIFs ermöglichen, in eine größere Vielfalt von langfristigen Projekten zu investieren, z. B. soziale und Infrastrukturprojekte, Immobilien und KMU. © Markus Hofmann – stock.adobe.com ELTIFS Neustart, Regeln und Chancen! Talk Dr. Frank Ulbricht ist Bankbetriebswirt (Bankakademie) und promovierter Wirtschaftsjurist. Seit 2010 ist er im Vorstand der BCA AG und seit 2019 Vorstandsvorsitzender der BfV Bank für Vermögen AG, deren Rechtsvorgängerin, die BCA Bank AG, er vor rund zehn Jahren mit aufgebaut hat. Davor war er u. a. in Führungspositionen in Wertpapierhandelsbanken als Handels- und Finanz- sowie als Interimsvorstand tätig.
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