BCA insider 03_2022

R U N D U M L E I T T H E M E N H E A D L I N E S & I N S I G H T S 1 1 Norman Wirth Vorstand AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e. V. Als Mitglied der Bundesfachkommission Arbeitsmarkt und Alters­ sicherung des Wirtschaftsrats Deutschland durfte ich genau zu diesen Fragen an einem umfangreichen Positionspapier mitarbeiten. Einige der Forderungen daraus sind: 1. Das gesetzliche Renteneintrittsalter sollte an die Lebenserwartung gekoppelt werden. 2. Es sollte keine weiteren Rentenpakete mehr zulasten der kom- menden Generation geben. „Rentengeschenke“ wie die abschlags- freie Rente mit 63 Jahren, die Ausweitung der Mütterrente oder die Grundrente sollten auf den Prüfstand. 3. Das säulenübergreifende Renteninformationssystem sollte endlich eingeführt werden. 4. Die eigenverantwortliche, kapitalgedeckte Altersvorsorge muss mehr Anerkennung gewinnen – Stichwort Riester-Rente. Es gilt: · bessere Renditechancen durch Flexibilisierung bei den Garantien ermöglichen · Dynamisierung der Obergrenze des förderfähigen Höchstbeitrages · Vereinfachung des Zulageverfahrens · Ausweitung von Wohnriester auf energetische Sanierung · Adressatenkreis u. a. um die Selbstständigen erweitern 5. Stärkung der Vorsorgeberatung durch Finanz- und Versicherungsmakler/-innen und Unterstüt- zung beim Erwerb von privaten Altersvorsorge- produkten. Sie · zeigen den Bürgern auf, dass langfristiges Aktiensparen mit diversifizierten Produkten rentabel und vergleichsweise sicher ist; · helfen bei der Beschaffung von Fremdmitteln für die eigenen vier Wände und unterstützen beim Immobilienerwerb; · beraten spätestens ab 2. August auch zu nachhaltigen Geldanlagen. Wichtig: Das Provisionsmodell ist unverzichtbar und das Fundament einer funktionierenden Altersvorsorge. Es ermöglicht allen Bürgern un- abhängig von ihrer Finanzkraft Zugang zu einer bezahlbaren Bera- tung und ist sozial gerecht. Damit Vorsorge- und Finanzberatung in Deutschland weiter funktioniert, müssen Makler auch in Zukunft eine auskömmliche Vergütung für ihre sozialpolitisch wichtige Aufgabe er- wirtschaften können und von Überbürokratisierung und Überregulie- rung verschont bleiben. Ralf Berndt, Vorstand der Stuttgarter Versicherungsgruppe Die gesetzliche Rentenversicherung hat ein Problem: In den nächs- ten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge sukzessive in Ren- te. Bereits 2022 ist der Rentenfaktor von durchschnittlich 29,09 Euro im Vorjahr auf 25,97 Euro gesunken – ein Rückgang von mehr als 10 Prozent und ein Trend, der sich fortsetzen wird. Das System allein kann nicht mehr gewährleisten, den Lebensstandard der Menschen im Alter zu sichern. Auf Basis der heutigen Rechtslage müsste der Beitragssatz von 18,3 Prozent bis 2035 auf ca. 26 Prozent und der Bun- deszuschuss von rund 100 Mrd. Euro auf etwa 150 Mrd. Euro steigen. Trotzdem würde das Rentenniveau bis 2030 auf 46 Prozent fallen, bis 2050 sogar auf 42 Prozent. Um die Haltelinien zu erreichen, müsste der Bund rund 240 Mrd. Euro beisteuern – das wären 60 Prozent des Bundeshaushalts. Um eine lebensstandardsichernde Altersversorgung zu garantie- ren, sollten wir darum am „Drei-Säulen-Konzept“ festhalten und es stärken. Dafür muss die gesetzliche Rentenversicherung zukunfts- fähig reformiert werden. Dazu gehört die Anpassung des Renten- eintrittsalters an gestiegene Lebenserwartungen. Parallel muss die Riester-Rente reformiert werden. Das Ziel: die notwendigen Beitragsgarantien an- passen und das Zulagensystem vereinfachen. Für Unternehmen muss es möglich sein, die höchst- möglichen steuerlichen Förderungen der bAV mit nur einem Durchführungsweg zu realisieren. Der- zeit müssen Firmen mehrere Wege kombinieren – das schreckt viele Arbeitgeber ab. Außerdem sollten auch in der bAV die in der Direkt- versicherung erforderlichen Garantien abgesenkt werden. Davon unabhängig: Es muss unser Ziel sein, allen Menschen eine ausreichende und sichere Altersvorsorge zu bieten. Regulierungen dürfen den Zugang zu Beratung nicht erschweren – z. B. durch Pro- visionsverbote. Makler übernehmen eine wichtige gesellschafts- und sozialpolitische Aufgabe. Nur mit einer adäquaten Beratung werden Menschen für sie passende Angebote der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge nutzen.

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