BCA insider 03_2022

R U N D U M K A P I TA L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 1 9 © MF3d – istockphoto.com Die Entwicklung an den Kapitalmärkten betrifft in diesem Jahr ganz besonders Investoren in Anleihen. Die Renditen an den Anleihemärkten steigen, die Zentralbanken erhöhen die Zinsen, die Anleihekurse fallen. Der breiten Öffentlichkeit ist die Entwicklung seit Jahresbeginn in der Regel nicht bekannt, fokussieren sich die Schlagzeilen der bekannten Medien doch deutlich mehr auf den Aktienmarkt. In Anbetracht der Tatsache, dass im Schnitt jeder Bundesbürger mehr als eine Kapitallebens- oder Rentenversicherung für die Altersvorsorge besitzt und diese zum allergrößten Teil in Anleihen investieren (müssen), sollte die Information über die Entwicklung dieser Wertpapiere jedoch von großer Bedeutung sein. Doch was bedeuten Zinsänderungen eigentlich für Anleihen? Welche Risiken gehen Anleger ein? Welche Chancen ergeben sich? Ein ausgewählter insider- Einblick ins Thema Anleihen! Grundsätzlich gelten Anleihen als „sicherer Hafen“. Sie weisen wenig Schwankungen auf, zahlen einen regel- mäßigen Kupon und werden am Ende der Laufzeit wie- der zu ihrem Nennwert zurückgezahlt (der Einfachheit halber werden die Bonitätsrisiken und etwaige Risiken aus Wechselkursschwankungen bei Anleihen in Fremd­ währungen in diesem Beitrag vernachlässigt). So weit, so gut. Doch ist ein Anleihenengagement tatsächlich gänzlich risikofrei? Hier sollten Anleger genau hinsehen. Seit Jah- ren befinden wir uns in einem Marktumfeld niedriger, bei vielen Staats- und Unternehmensanleihen sogar negativer Zinsen. Doch damit ist bald Schluss. Denn die Inflation ist kräftig am Steigen und bringt die Notenbanken unter Zug- zwang. Die ersten Zinserhöhungen durch EZB und Fed sind bereits umgesetzt – zuletzt +0,75 Prozentpunkte in den USA am 16.06.2022, ein seit Jahrzehnten nicht mehr da gewesener Zinssprung. Welche Risiken birgt das für Anleihenbesitzer? Hier gilt es im ersten Schritt auf die grundlegende Funkti- onsweise einer Anleihe einzugehen. Eine Anleihe stellt ein Darlehen des Anleihenkäufers an einen Anleiheemittenten dar, also den Herausgeber der Anleihe oder anders aus- gedrückt: den Darlehensnehmer. Emittenten können Regierungen, Unternehmen oder auch beispielsweise Kommunen sein. Dafür erhält der Anleihenkäufer periodi- sche Kuponzahlungen – meist im Jahresrhythmus – und am EndederLaufzeitdasAnlagekapitalzurück.Wonachrichten sich nun die periodischen Kuponzahlungen? Sie stellen die Verzinsung bzw. die Risikoprämie für den Darlehensgeber (= Investor) dar. Für die Bewertung des Risikos gibt es folgende Faktoren: 1.  Bonität Wie hoch diese Verzinsung ist, hängt von der Fähigkeit und Verlässlichkeit des Emittenten ab, sowohl die laufenden Kupons als auch die Rückzah- lung des Kapitals zu leisten. Dies wird als Bonität bezeichnet. Je höher die Bonität, desto geringer der Zinssatz. Das macht Sinn. Extremes Beispiel: Deut- sche Staatsanleihen zeigen seit Jahren eine Verzin- sung von null Prozent, da sie als absolut sicherer Hafen gelten. 2. Laufzeit Je länger die Laufzeit einer Anleihe, also der Zeitraum, an dessen Ende der Investor sein einge- setztes Kapital wieder zurückerhält, desto höher das eingegangene Risiko und demnach logischerweise auch der Zins. Bei einer 30-jährigen Anleihe kön- nen sich während der Laufzeit deutlich mehr neue negative Faktoren ergeben als bei einer fünfjährigen Anleihe. So könnte etwa die Bonität zu Beginn sehr gut sein, aber im Zeitablauf abnehmen. Wie der Zins von der Laufzeit abhängt, zeigt übrigens die soge- nannte Zinsstrukturkurve. 3. Zinsniveau Solange das Zinsniveau stabil ist, gibt es diesbezüglich keine Änderungen bei den Anleihe- kursen. Sobald jedoch das Zinsniveau in Bewegung kommt, hat das Auswirkungen auf den Kurs einer Anleihe. Wie genau funktioniert der Zinsmechanis- mus? Vereinfacht dargestellt sind der Kurs sowie der jährliche Ertrag entscheidend für den Wert einer Anleihe. Die Gesamtrendite am Ende der Laufzeit ergibt sich demnach aus dem Kaufpreis sowie den gezahlten Kupons der Anleihe. STURZFLUG AN DEN RENTENMÄRKTEN – WIE FUNKTIONIEREN EIGENTLICH ANLEIHEN?

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