BCA insider 03_2022

R U N D U M K A P I TA L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 2 0 Szenario sinkender Zinsen Fallen die Zinsen, so erhöht sich der Wert einer bereits emit- tierten Anleihe, da sie in einemUmfeld höherer Zinsen ausge- geben wurde und demnach einen höheren Kupon auszahlt. Anleger, die ältere Anleihen besitzen, erzielen somit eine „Prä- mie“, wenn sie ihre Anleihen am Sekundärmarkt verkaufen. Warum? Die Kuponzahlung (die übrigens immer gleich hoch bleibt) ist im Vergleich hoch und macht die Anleihe attraktiv. Diese Attraktivität schlägt sich in einem steigenden Kurs für die Anleihe nieder. Der bereits investierte Anleger bekommt neben seinem Kupon also einen zusätzlichen Kursgewinn. Szenario steigender Zinsen Bei steigenden Zinsen verhält es sich genau umgekehrt. Bereits emittierte Anleihen verlieren an Wert. Warum? Ihre Kuponzahlungen sind im Vergleich niedriger als bei neu ausgegebenen Anleihen, und sie werden dementspre- chend mit einem Abschlag gehandelt. Beispiel: Eine Anleihe notiert bei 99 Euro und leistet eine Kupon­ zahlung von 0,50 Euro pro Jahr. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Der Zins steigt von null Prozent auf ein Prozent. Wo liegt nun der neue Wert der Anleihe? Dazu wird der Kurs der Anleihe (in diesem Fall 99 Euro) mit der Zinsdifferenz (in diesem Fall: ein Prozent – null Prozent = ein Prozent) über zehn Jahre abgezinst. Ergebnis: 89,53 Euro – die Anleihe fiele in diesem Fall also um rund 9,5 Prozent! Somit ist der Wert der Anleihe gesunken. Die Kursentwicklung einer Anleihe verhält sich also entgegengesetzt zur Entwicklung des Zinssatzes: Steigt der Zins, so fällt der Kurs der Anleihe. Sinkt der Zins, so steigt der Kurs der Anleihe. Vor dem Hintergrund, dass Anleihen gemeinhin als schwankungsarm gelten, stellt dieser Umstand ein gro- ßes Problem dar. Natürlich, wenn die Anleihe bis zum Laufzeitende gehalten wird, ergibt sich eine Rückzahlung zum Nennwert, und das Risiko ist wieder egalisiert. Die zwischenzeitlichen Kursrückgänge können jedoch ge- waltige Kopfschmerzen bereiten. Und im Rahmen einer Portfolio-optimierung können Anleihen so mitunter ihre Funktion als „Stabilisator“ gänzlich einbüßen. Noch deutlicher wird dieser Effekt, wenn der Zins bei- spielsweise auf zwei Prozent steigt. Dann wird der Kurs der Anleihe zehnmal (zehn Jahre Laufzeit) um zwei Pro- zent abgezinst. Heraus kommt: 80,89 Euro – über 19 Pro- zent Kursverlust! Allein von der Risikobetrachtung kom- men wir damit fast in die Sphären von Aktieninvestments. Es zeigt sich: Je stärker die Zinserhöhung, desto stärker der Abschlag beim Anleihepreis, da dieser eben um den Wert der Zinserhöhung und der Laufzeit abgezinst wird. Und was ist mit 100-jährigen Anleihen? Ja, Sie haben richtig gelesen. Es gibt tatsächlich Staaten, die hundert- jährige Anleihen begeben. Würde hier der Leitzins von null Prozent auf ein Prozent steigen, so würde sich der Kurs der Anleihe, der – einmal angenommen – bei derzeit 100 Euro liegt, auf bis zu rund 37 Euro absenken – der Kursverlust wäre also gigantisch! Das ist sicherlich ein ex- tremes Szenario, aber es verdeutlicht die Zinssensitivität von Anleihen. Duration: Wann ist meine Anleihe gegen Zinsänderungsrisiken immun? Bei jeder Anleihe gibt es eine Haltedauer, ab der sie gegen Zinsänderungen immun ist. Diesen Zeitraum nennt man „Duration“; sie wird in Jahren angegeben. Liegt sie etwa bei 6,5, dann bedeutet das, dass die Anleihe 6,5 Jahre gehalten werden muss, um keine negativen Effekte durch Zinsänderungen mehr zu haben. Es entspricht somit der (durchschnittlichen) Restlaufzeit der Anleihen bis zur Aus- zahlung. Noch einmal zur Erinnerung: Beim Halten einer Rendite zehnjähriger Bundesanleihen; Quelle Bloomberg

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==