BCA insider 03_2022

R U N D U M K A P I TA L A N L A G E N A S S E T S & I N V E S T M E N T S 2 4 Nicht nur das Wetter ist heiß im Juni 2022; auch an den Kapitalmärkten geht es hitzig zu. Um es zu präzisieren: Die Stimmung schwankt irgendwo zwischen Untergang und Hoffnung auf eine baldige Besserung. Da kochen schon manche Gemüter hoch. „Liegt das Schlimmste hinter uns?“, ist die entscheidende Frage. Die Anleihemärkte haben in den zurückliegenden Monaten einen herben Kurssturz erlebt und Aktien konsolidieren weiter. Entwarnung an der Inflationsfront ist zudem noch nicht in Sicht. Verzagen bleibt aber keine Option. Chancen ergeben sich auch in einem sehr herausfordernden, volatilen Marktumfeld. In den zurückliegenden zehn Jahren war es für viele Börsianer und Neulin- ge an den Kapitalmärkten verhältnis- mäßig easy. Die grobe Marschroute änderte sich nicht; es ging aufwärts mit den Kursen. „Dax klettert auf neuen Rekord“, lautete eine der zahl- reichen Headlines im März 2021. Zu diesem Zeitpunkt hatte das deutsche Börsenbarometer seit dem Corona- Tief satte 70 Prozent zugelegt. Und die Rallye ging weiter. In der Spitze bis auf ca. 16.300 Zähler. Niedrige Zinsen, wenig bis keine Alternativen zum Aktienmarkt („TINA“) und eine Unmenge an liquiden Mitteln, die in- vestiert werden müssen. Die heile Börsenwelt ist passé 2022 folgte der Cut. Das Rot auf den Anzeigetafeln in Frankfurt und ande- ren Börsenplätzen dieser Welt domi- niert. Die Risiken für die Konjunktur werden nicht kleiner. Die Inflation macht Unternehmen und zuneh- mend auch Verbrauchern zu schaf- fen, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die weltweiten Lieferengpässe sind spürbarer denn je. Tilmann Galler, Kapitalmarktstra- tege bei JPMorgan Asset Manage- ment, fasst zusammen: „Die Situa- tion für die Aktienmärkte, aber auch für die Rentenmärkte, bleibt vorerst volatil. Wir haben weiterhin große Unsicherheit, gegeben durch den Ukraine-Krieg, drohende Versor- gungsengpässe, aber auch steigende Nahrungsmittelpreise. Darüber hin- aus treten die Zentralbanken, vor al- lem in den USA, massiv auf die Brem- se. Das sind Themen, die bleiben erst mal bestehen und dürften auch wei- terhin für Unruhe auch an den Märk- ten sorgen. Auf der anderen Seite ist die Ertragslage der Unternehmen weiterhin stabil.“ Ähnlich argumen- tiert auch Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Flossbach von Storch AG: „Wir gehen davon aus, dass uns die Volatilität noch länger erhalten bleiben wird, weitere Rück- setzer nicht auszuschließen sind.“ Zweifellos sind die Vorzeichen für einen volatilen Börsensommer gege- ben. Ablesbar ist das auch im VDAX (siehe Abbildung). Dieser Index gibt das Maß der Schwankungsintensität an den Märkten wieder und notiert zwischen 25 und 30 Punkten. Das ist im historischen Vergleich vergleichs- weise hoch und Ausdruck vermeint­ licher Angst bzw. Unsicherheit. Die mitunter (zu) späte Reaktion der EZB im Inflationskampf hat den Kur- sen auch keinen Rückenwind gege- ben. Insofern haben wir es im Som- mer 2022 mit einer fortwährenden Gemengelage zu tun, die die Nervo- sität an den Kapitalmärkten hoch hält. Es gibt eben sehr viele Dinge, die der Markt gerade verarbeitet. „So starke Tagesschwankungen wie derzeit – positiv wie negativ – gab es bislang nur in den 1930ern und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends“, fassten Marcel Müller und Sven Leh- mann in einer HQ Trust-Analyse im Juni 2022 zusammen. Schwarzmalen ist dennoch keine Option © Jackie Niam – stock.adobe.com

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