BCA insider 03_2022
R U N D U M V E R S I C H E R U N G E N S A F E T Y & P R E V E N T I O N 4 2 ABFRAGE VON NACHHALTIGKEITSPRÄFERENZEN Schikane oder Chance? In der Beratung zu Versicherungsanlageprodukten müssen Vermittler ab 2. August 2022 die Wünsche ihrer Kunden zur Nachhaltigkeit der Anlage ermitteln. Was dahintersteckt und wie die neue Herausforderung am besten bewältigt werden kann. Ob Rekordhitze, Dürren oder Überflutungen – sie sind nur eines von vielen deutlichen Anzeichen dafür, dass der Kli- mawandel auch hierzulande angekommen ist. Weltweit sind die Folgen schon jetzt dramatisch. Wir müssen han- deln. Jetzt! Der Weltklimarat IPCC weist im dritten Teil sei- nes Weltklimaberichts in aller Deutlichkeit darauf hin, dass die zur Bewältigung der Klimakrise entscheidende Dekade längst angebrochen ist. Nur drastische Emissionsminde- rungen bis 2030 und drei- bis sechsmal höhere Investiti- onen können laut IPCC noch helfen, unter dem 1,5-Grad- Limit zu bleiben. Handeln statt abwarten Die Europäische Union (EU) will beim Klimaschutz han- deln, statt abzuwarten. Ihr ehrgeiziges Ziel: spätestens 2050 erster klimaneutraler Kontinent zu werden. Mit dem European Green Deal wurde im Jahr 2018 gleich ein gan- zes Bündel an Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ne- ben den Bereichen Energie, Verkehr, Handel, Industrie und Landwirtschaft ist auch die Finanz- und Versicherungs- branche Ziel neuer Gesetze und Verordnungen. Schon allein durch die Steuerung ihrer Kapitalanlagen kann sie einen erheblichen Beitrag leisten – für Klimaschutz, bes- sere Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Und das nicht nur in Deutsch- land, sondern weltweit. Kritik ist berechtigt … Nicht immer sind die EU-Vorgaben widerspruchsfrei, dafür meistens hochkomplex. Der Zeitplan erweist sich nicht nur als herausfordernd, sondern in Teilen nur eingeschränkt umsetzbar. Denn obwohl die technischen Regulierungs- standards (RTS) erst ab Januar 2023 gelten, müssen Ver- mittelnde bereits ab dem 2. August Verbraucherinnen und Verbraucher zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen befra- gen. Das gilt im ersten Schritt nur für Versicherungsanla- geprodukte, dürfte aber bald auf Finanzprodukte ausge- dehnt werden. Kritik an diesem Vorgehen wird laut – und ist berechtigt. Aber ich bin mir sicher: Dahinter steckt keine böse Absicht. Die Ziele sind besser als die Mittel. Es geht um nicht weniger als die Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen. „Environmental, Social und Gover- nance“, kurz ESG, sind die Felder, auf denen sich unsere Zukunft entscheiden wird. … aber Kundenwunsch geht vor Gerade beim Thema Nachhaltigkeit kommen Vermittler ih- rer Mission besonders nahe. Und die heißt schlicht und ein- fach: Zukunftssicherung! In diesem Fall nicht nur für Einzel- ne, sondern für uns alle und die Welt, in der wir leben. Der Berufsstand des Maklers ist zudem durch eine Besonderheit gekennzeichnet: Sie stehen im Lager ihrer Mandanten und verfolgen als Sachwalter ausschließlich deren Ziele. Was liegt also näher, diese nach ihren Wünschen („Prioritäten“) beim Megathema Nachhaltigkeit zu befragen? So gesehen bietet die Nachhaltigkeitsabfrage die Chance, Kunden noch besser zu verstehen und deren Werte und Ziele kennenzu- lernen. Das ist (fast) jeden Aufwand wert. EET – so erkennt man nachhaltige Altersvorsorge Auch wenn einige Fakten noch fehlen, wollen Versiche- rungs- und Finanzwirtschaft so schnell wie möglich Infor- mationen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte liefern. Zum ei- nen, weil sie der Gesetzgeber dazu verpflichtet, und zum anderen, damit sie sich nicht aus diesem wettbewerbso- rientierten Markt verabschieden. Die Lösung heißt „Euro- pean ESG Template“ (EET). Diese Europäische ESG-Vorlage liefert eine Struktur, anhand derer Produktgeber (Invest- mentgesellschaften, Versicherer) die einzelnen Aspekte nachhaltigkeitsbezogener Eigenschaften eines Produktes ausweisen können. Diese einheitliche Struktur sorgt dafür, dass Informationen zu einzelnen Merkmalen immer an der- selben Stelle zu finden sind. Das erlaubt eine staatenüber- greifende Nutzung dieser Daten über digitale Schnittstellen. © malp – stock.adobe.com
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