BCA insider 03_2022
R U N D U M L E I T T H E M E N H E A D L I N E S & I N S I G H T S 7 ALTERSVORSORGESYSTEM: NEUE LÖSUNG NOTWENDIG! Das gesetzliche System der Altersvorsorge ist brüchig. In der aktuellen Legislaturperiode müssen zwingend wichtige Anpassungen für die Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland auf den Weg gebracht werden. Es bedarf umfassender kurzfristiger Veränderungen und neuer Denkweisen, ansonsten wird das System in einigen Jahren gravierenden Problemen gegenüberstehen. Dies bestätigen zahlreiche Wissenschaftler und Brancheninsider. „Der Lebensstandard im Alter steht auf dem Spiel“ – so und nicht anders lautet eine Pressemeldung des Deut- schen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). Das zen- trale Problem ist die Inflation – bei gleichzeitig zurückbleibenden Lohn- steigerungen. So wäre zwar ein deut- licher Trend in Richtung aktienbasier- ter Geldanlage erkennbar, dennoch zieht es die Vorsorgesparer aufgrund eines ausgeprägten Sicherheitsbe- dürfnisses weiterhin in renditeschwä- chere Anlagen. Pandemiebedingte Effekte und die volkswirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind ein Gemisch, das die Preissteigerungsrate nach oben katapultiert. Und dies übrigens nicht nur in Deutschland: Laut Angaben der Statistikbehörde Eurostat hat die In- flation in der Eurozone im Juni mit 8,6 Prozent im Jahresvergleich einen neu- en Rekord erreicht. Die Teuerungsrate in den 19 Euro-Ländern erreicht quasi monatlich neue Rekordwerte: Im Mai lag sie bei 8,1 Prozent, im April 7,4 Prozent (siehe Abbildung 1). „ Inflation ist nicht nur Gift für die Wirtschaft, sondern für die Gesellschaft insgesamt! So äußerte sich Deutsche-Bank- Chef Christian Sewing auf dem „Euro Finance Summit“ Anfang Juli in Frank- furt. EinGegensteuernmüssteüber die Notenbanken und mutige Zinsschritte erfolgen. EZB-Ratsmitglied Madis Müller informierte zuletzt, dass die Geldpolitik zunächst mit einem Zins- schritt um einen Viertelprozentpunkt gestrafft werde. Die zu erwartenden Zinsschritte der EZB werden laut Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaft- licher Direktor des DIVA, vermutlich zögerlich bleiben, nur langsam wirken und der Inflation hinterherhinken. „Als © magele-picture – stock.adobe.com Abbildung 1: Entwicklung der Inflation in der EU (Inflationsraten (%) auf Basis des HVPI) Jährliche Rate Monatliche Rate 06/21 01/22 02/22 03/22 04/22 05/22 06/22 06/22 Belgien 2,6 8,5 9,5 9,3 9,3 9,9 10,5e 1,0e Deutschland 2,1 5,1 5,5 7,6 7,8 8,7 8,2e -0,1e Estland 3,7 11,0 11,6 14,8 19,1 20,1 22,0e 2,8e Irland 1,6 5,0 5,7 6,9 7,3 8,3 9,6e 1,3e Griechenland 0,6 5,5 6,3 8,0 9,1 10,5 12,0e 2,5e Spanien 2,5 6,2 7,6 9,8 8,3 8,5 10,0e 1,8e Frankreich 1,9 3,3 4,2 5,1 5,4 5,8 6,5e 0,8e Italien 1,3 5,1 6,2 6,8 6,3 7,3 8,5e 1,2e Zypern 2,2 5,0 5,8 6,2 8,6 8,8 9,1e 1,2e Lettland 2,7 7,5 8,8 11,5 13,1 16,8 19,0e 2,2e Litauen 3,5 12,3 14,0 15,6 16,6 18,5 20,5e 2,2e Luxemburg 3,4 4,6 7,8 7,9 9,0 9,1 10,3e 1,4e Malta 0,2 4,1 4,2 4,5 5,4 5,8 6,1e 1,7e Niederlande 1,7 7,6 7,3 11,7 11,2 10,2 9,9e -0,1e Österreich 2,8 4,5 5,5 6,6 7,1 7,7 8,7e 1,2e Portugal -0,6 3,4 4,4 5,5 7,4 8,1 9,0e 1,1e Slowenien 1,7 6,0 7,0 6,0 7,4 8,7 10,8e 2,3e Slowakei 2,5 7,7 8,3 9,6 10,9 11,8 12,5e 1,0e Finnland 1,9 4,1 4,4 5,8 5,8 7,1 8,1e 0,7e Quelle: Eurostat / Quelldatensatz: prc_hicp_manr e = Schätzung
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