insider 01/22

10 Grimm: Um einen wichtigen Unter- schied klarzumachen: Eine Bestands- verrentung ist keine eigene Sonderform, sondern ein klassischer Bestandsver- kauf, bei dem allerdings statt eines so- fortigen Kaufpreises eine Beteiligung an den zukünftigen Courtageumsätzen des Bestands vereinbart wird. Eine Be- standsrente ist dann besonders attraktiv, wenn die Umsätze des Maklerunterneh- mens überwiegend aus Bestands- und Betreuungsentgelten resultieren, ein möglichst hoher Teil des Maklerbe- stands tatsächlich zum Rentenanbieter courtagewirksam übertragen werden kann und wenn der Bestand in der Fol- ge möglichst stabil bleibt oder gar eine hohe Dynamik zeigt. Für Maklerunter- nehmen, die ihre Umsätze hauptsäch- lich aus Abschlussvergütungen oder einen wesentlichen Teil der Entgelte direkt von ihren Kunden bekommen, ist eine Maklerrente eher weniger geeignet. Kurzum: Diese Form kann lohnend sein, zumindest dann, wenn dem Verkäufer genügend Lebenszeit bleibt, um sich an der Rente zu erfreuen. Ansonsten freu- en sich die Erben – aber nur dann, wenn eine vererbliche Bestandsrente abge- schlossen wurde. : Welche Aspekte sollten Mak- ler berücksichtigen, die sich für diese Form entscheiden? Grimm: Wer sich für eine Maklerrente entscheidet, sollte sich auf jeden Fall möglichst frühzeitig dafür oder dagegen entscheiden und dann sicherstellen, dass er möglichst viele Bedingungen erfüllt, die das Modell attraktiv machen: den Bestand beim Anbieter konzen- trieren, damit er zu Beginn der Rente nicht mehr übertragen werden muss. Bei allen Kunden sollten Maklerverträ- ge und Datenschutzvereinbarungen auf die Weitergabe an den Rentenanbieter angepasst werden. Soweit der Bestand in einer GmbH o. Ä. geführt wird, sollte geprüft werden, ob es überhaupt einen Weg gibt, den Bestand mit möglichst großen Teilen aus der Gesellschaft her- auszukriegen, bevor er übertragen wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die komplette Rente in die Maklergesell- schaft fließen muss und anschließend einer sehr hohen Besteuerung unter- liegt. Zudem müsste die Maklergesell- schaft – zwar dann ohne Gewerbe- erlaubnis – weiterexistieren, weil eine Auflösung zusätzliche negative Steuer- effekte erzeugen würde. Wenn sich ein Makler für eine Makler- rente entscheiden will, sollte er auch ganz genau prüfen, wofür und für welche Produktgeber eine Vergütung bezahlt wird, wofür nicht und was die Vergütungsgrundlage zur Ermittlung der Rente ist. So gibt es Maklerrenten, die vergüten auch Umsätze aus Finanz- anlagen. Andere machen das nicht. Manche Anbieter können bestimmte Produktgeber nicht verarbeiten und vergüten. Bei manchen Anbietern sind die Rentenzahlungen vererbbar, bei anderen nur kurze Zeit oder gar nicht. Auch die Kriterien für die Vergütung von Folgeverträgen finden sich meist wei- ter hinten im Rentenvertrag. Deshalb geht es bei einer Entscheidung für eine Maklerrente nicht nur um die Grund- satzentscheidung, ob eine solche Rente sinnvoll ist, sondern auch darum, wel- cher Anbieter und welches seiner Mo- delle für einen persönlich wirklich passt. : Inwieweit erhalten Makler beim Thema passende Hilfe über Sie? Grimm: Das Wichtigste ist sicherlich, dass wir jedem Makler ein vertrauli- ches Orientierungsgespräch anbieten, damit er für seine persönliche Situation abschätzen kann, welche Nachfolge- modelle für ihn tatsächlich mit welchen Vor- und Nachteilen infrage kommen. Das hilft sehr vielen Maklern, weil sie sich darüber bewusst sind, dass sie in ihrem Leben normalerweise nur ein einziges Mal ein Unternehmen verkau- fen – und da darf nichts schiefgehen, denn Fehler sind nachträglich kaum mehr zu korrigieren. Maklerpools, die mit uns kooperieren, beteiligen sich an diesen Beratungskosten, sodass wir deren Vertriebspartnern dieses Orien- tierungsgespräch kostenfrei anbieten können. In der Folge unterstützen wir Makler dann auch dabei, sich nicht nur im Grundsatz für das richtige Nachfol- gemodell, sondern ganz konkret für den bestmöglich passenden Käufer zu ent- scheiden. : Sie bieten des Weiteren Ihre Maklernachfolgelösung Resultate Select an. Wie unterstützt das Tool? Grimm: Das ist ein Verfahren, mit dem wir für den Makler alle Kaufmodelle, die wir im Select-Rechner implemen- tiert haben, gleichzeitig durchrechnen können. Sogar mit steuerlicher Nähe- rungsrechnung. Wir ermitteln so, wel- ches Kaufmodell oder Rentenmodell tatsächlich das wirtschaftlich attrak- tivste ist – nicht nur vor, sondern sogar nach Steuern! Die 700 oder 500 Euro Pauschalentgelt sind mit Garantie gut investiert. Sollten wir – was bisher noch nie vorgekommen ist – gar kein Ange- bot identifizieren können, erstatten wir dem Makler sogar sein volles Honorar zurück. Ich kann mich nur wiederho- len: Das Thema Nachfolge ist zu kom- plex, um es auf Basis von gefährlichem Halbwissen zu entscheiden. Vielen ist an dieser Stelle nicht bewusst, wie krass sich eine fehlende oder zu späte Planung auswirken kann. Auch bei klei- nen Beständen sind da schnell mehrere 10.000 oder gar einige 100.000 Euro verschenkt. << © Olivier Le Moal

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