insider 01/22
n diesem Fall sind es nicht Worte, sondern drei Buchsta- ben, die die Welt, zumindest aber die Finanzindustrie, ver- ändern. Und das eben nachhaltig. Auch zur Jahreswende 2021/2022 ist das Akronym ESG marktbestimmend. Die Schlagzeilen, wonach wieder ein neues „grünes“ Produkt auf den Markt kommt, nehmen nicht ab. Mitunter ist es nicht mehr hellgrün, sondern dunkelgrün. Ja richtig, auch bei den Farben gibt es Unterschiede, die durchaus relevant sind. Wachstums- und (Rendite-)Booster Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) schaut positiv auf 2022 und identifiziert nachhaltige Fonds als entscheidende Wachstumstreiber (vgl. https://www.bvi. de/aktuelles/detail/bvi-umfrage-fondswirtschaft-blickt-opti- mistisch-ins-jahr-2022/). Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ESG bzw. nachhaltige Investmentvehikel einen wesentlichen Teil dazu beitragen, dass die deutsche Fondsindustrie 2021 wohl das beste Absatzjahr ihrer Ge- schichte schreiben wird. Nachhaltige Fonds verzeichneten allein bis Ende des dritten Quartals Zuflüsse von ca. 42 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von 25 Prozent am Neu- geschäft der Fondsbranche insgesamt. Deutlich mehr als ein Achtungserfolg, eher eine Kampfansage. Auch der Markt für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (Green, Social, Sustainability = GSS) ist weltweit auf über 1,8 Bio. Euro angestiegen. Am bedeutendsten war vielleicht, dass die EUmit der Emission grüner Anleihen begann, um das Kon- junkturprogramm NextGenerationEU zu finanzieren. Auch ein 22 © profit_image - stock.adobe.com Auf der einen Seite gibt es Moden, die in den Vordergrund drängen und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Andererseits gibt es Trends, die sich verstärken und nach und nach zum Standard reifen. Letzteres trifft auf das Thema des nachhaltigen Investierens zu. Alle Anbieter wissen um die „ESG-Bedeutung“ und fluten den Markt mit neuen Produkten. Vermittler tun gut daran, hinter die Kulissen zu schauen und so ihre Auswahl, auch anhand verlässlicher Ratings, zu treffen. klares Statement. Nicht zuletzt ist auch das FNG-Siegel ein Gradmesser für die Entwicklung bei nachhaltig orientierten Investmentfonds. 102 Investmenthäuser hatten sich 2021 mit insgesamt 281 Fonds beworben. Für 257 Fonds gab es das begehrte unabhängige Gütesiegel. Zehn Prozent rassel- ten sozusagen durch die Prüfung. Zahlen und Fakten, die alle- samt belegen, dass ESG zum Standard mutiert. Gottfried Baer , Geschäftsführer der MehrWert GmbH, fasst zusammen: „Die Branche steht zweigeteilt im Markt. Zum ei- nen ist die Nachfrage von Anlegern nach nachhaltigen Fonds im Laufe des Jahres stark gestiegen, zum anderen steht das Thema Greenwashing der Fondsindustrie im Raum.“ Für Rolf Kieckebusch , Vorstand der Kirix Vermögensverwaltung AG, sind der politische Wille und die gesellschaftlichen Bestre- bungen ausschlaggebende Faktoren, die diesem Bereich des Anlagegeschäfts kontinuierlichen Rückenwind verleihen. Po- litik und Gesetzgebung sind natürlich hierbei nicht nur Zaun- gäste, die unbeteiligt schauen, wohin der „ESG-Zug“ fährt. Nein, sie bestimmen schon die Richtung. Offenlegungsverordnung und Taxonomie In den zurückliegenden Jahren wurden auf europäischer Ebe- ne mehrere Nachhaltigkeitsverordnungen eingeführt. Rich- tungsweisend ist sicherlich die Offenlegungsverordnung EU 2019/2088, die zur Erhöhung der Transparenz im Bereich Nachhaltigkeit in den Finanzmärkten beitragen soll und die von den Finanzdienstleistern seit dem 10. März 2021 anzu- wenden ist. Im Kern zielt die Verordnung auf Informations-
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