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müssen das vielschichtige Thema aktiv ansprechen und die nötigen Informationen auch parat haben. Ein administrativer Aufwand. Dennoch stehen viele diesem Thema offen gegen- über und sind entsprechend positioniert. Die Fondsbank FFB hat im Oktober/November 2021 hierzu mehr als 230 Berater befragt (siehe Infografik). Jeder zwei- te gab an, dass das Thema ESG schon heute eine sehr hohe oder hohe Relevanz für die Zukunft seines Geschäftsmodells hat. Passend dazu hat sich nahezu die Hälfte der Befragten detailliert mit den Verordnungen auseinandergesetzt und ver- kauft bereits nachhaltige Fonds. Jeder Dritte sagt, dass er sich aktiv über ökologische und soziale sowie Aspekte einer guten Unternehmensführung in der Geldanlage informiere. Beinahe zwei Drittel der Berater weisen ihre Kunden im Beratungsge- spräch bereits heute aktiv auf das Thema ESG hin. Interessant auf der anderen Seite sind auch die Vorbehalte und kritischen Einwände. Die Themen Greenwashing, Ver- lässlichkeit von ESG-Ratings und unübersichtliche Regulie- rung werden weit überdurchschnittlich genannt. Fazit: Grün ist mittlerweile Standard geworden. Die Pande- mie wirkt als Katalysator, der die Nachfrage nach nachhalti- gen Anlagemöglichkeiten weiter ankurbelt. Gutes bewirken und Rendite erzielen ist eben eingängig. Das alles unter dem Dach der EU, die den Kontinent baldigst klimaneutral machen möchte. Die Regulierungsschraube sollte indes nicht über- dreht werden, zumal sowohl Vermittler als auch ihre Kunden Durchblick im Nachhaltigkeitsdschungel benötigen. << 23 © Elnur - stock.adobe.com pflichten ab und macht ihrerseits keine Mindestvorgaben für die Qualität der nachhaltigen Anlagestrategien. Gleichwohl ist sie ein zentrales Puzzleteil, das sich ins große Bild der nach- haltigen Entwicklung in der EU einpasst. Dass die Offenle- gungsverordnung eben nicht ein zahnloser Tiger ist, beweist auch die Tatsache, dass viele Investmenthäuser ihr Fondsan- gebot aktualisieren, Fonds umbenennen und interne Prozesse überprüfen. Zur Jahreswende 2021/2022 ist dann auch die EU-Taxonomieverordnung in Kraft getreten. Sie steckt Krite- rien ab, was „ökologisch nachhaltiges Wirtschaften“ ist, und das für die meisten Branchen. Sie ist ein wichtiger Baustein des European Green Deal, mit dem die Staatengemeinschaft bis 2050 klimaneutral werden will. Dr. Frank Ulbricht , Vorstandsvorsitzender der BfV Bank für Vermögen AG und Vorstand der BCA AG, bemerkt: „Auch die EU-Taxonomie soll mittels Klassifizierung zeigen, welche Wirtschaftsaktivitäten einen ökologisch nachhaltigen Beitrag zu einem der sechs EU-Umweltziele leisten – oder welcher Teil des Geschäfts eben nicht Taxonomie-konform ist. Die EU-Entscheider möchten mit diesem Baustein die nachhaltige Transformation beschleunigen bzw. nachhaltiges Wachstum fördern. Dies kann über die gewünschte Standardisierung der grünen Investments erreicht werden – wenngleich noch ei- nige Punkte in Bezug auf die EU-Taxonomie offen sind.“ Für Tim Faltis , Experte für nachhaltige Finanzdienstleitung der FAIR ALPHA Services SA, erfüllt die Taxonomie vorerst ih- ren Zweck, muss aber inhaltlich noch verfeinert und genauer definiert werden. „Nur in Kombination mit Analysen, externen Kontrollen und stringentem Reporting kann daraus ein holis- tischer Ansatz unter Einbeziehung aller Stakeholder werden“, so Faltis. Doch auch an der Taxonomie in ihrer jetzigen Ausgestaltung wurde Kritik laut. So bezog der BVI Mitte 2021 Stellung und legte in der Studie „How Taxonomy-aligned are ESG-Strategy Funds? – A practical example“ dar, dass ESG auch mit gerin- ger Taxonomie-Konformität einhergehen kann. BVI-Haupt- geschäftsführer Thomas Richter kommentierte wie folgt: „Die Ergebnisse unserer Analyse machen deutlich, dass die Nachhaltigkeit von Fondsportfolios nicht nur anhand der EU- Taxonomie zu bewerten ist. Vertrieb und Anleger brauchen einen alltagstauglichen Standard für die Auswahl nachhalti- ger Fonds.“ (Vgl. https://www.bvi.de/aktuelles/detail/bvi-stu- die-taxonomie-allein-ist-kein-massstab-fuer-nachhaltigkeit- von-fonds/) ESG ist für Zukunft des Geschäftsmodells entscheidend Die derzeit nicht abnehmende Produktflut ist für die Anbieter kein Selbstzweck. Vielmehr unerlässlich, um die Marktposition zu festigen und beim Kunden entsprechend „grün“ wahrge- nommen zu werden. Für die Anleger bedeutet das, sich im ersten Aufschlag im ESG-Universum zurechtzufinden. An dieser Stelle kommt der Finanzberater/Vermittler ins Spiel. Sie „Wie sehr beschäftigen Sie sich schon heute mit dem Thema ESG/Nachhaltiges Investieren?“ Ich habe mich mit den Details der Verordnungen ausgiebig auseinandergesetzt und verkaufe bereits nachhaltige Fonds 41,4% Überhaupt nicht, das Thema wird für mich erst im Jahr 2022 relevant 1,7% Informiere mich aktiv, lese Artikel und verfolge die Neuigkeiten, so dass ich mich gut informiert fühle 33,6% Ab und zu lese ich darüber einen Artikel, habe aber noch keinen großen Bedarf 23,3% Quelle: FFB, Pressemeldung vom 12.11.2021
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