insider 01/22
© ASDF - stock.adobe.com 5349 heitszuschlag ein. Deutschland blickt auf eine längere Phase wirtschaftlicher Stabilität zurück, der für die Zukunft nicht ga- rantiert ist. Aus diesem Grund kalkuliert die neue Tafel laut DAV mit einem weiteren Sicherheitspuffer. Die meisten Fälle von Berufsunfähigkeit sind vorübergehen- der Natur. Der Wiedereintritt ins Berufsleben („Reaktivie- rung“) verlagere sich im Vergleich zu früher weiter nach vorn in die beiden ersten Jahre nach Eintritt der Berufsunfähigkeit, so die DAV. Ab dem dritten Jahr werde die Rückkehr im Ver- gleich zu früher weniger wahrscheinlich. Ein Austausch der alten Tafel DAV 1997 I gegen die DAV 2021 I würde bei lang laufenden Verträgen zu einer günstigeren Prämie und bei Kurzläufern zu höheren Prämien führen. Die DAV 2021 I soll im Laufe des Jahres 2022 eingeführt wer- den. Ob und in welchem Umfang sie sich an den neuen Tafeln orientieren, legen die verantwortlichen Aktuare der Versicherer in Abstimmung mit ihrer Gesellschaft fest. Bei ihrer Entschei- dung spielen auch die aktuelle Bestandszusammensetzung sowie die Zielgruppen der jeweiligen Versicherer eine Rolle. Der Abstand wird größer Bei den DAV-Tafeln handelt es sich um verdichtete Werte („Aggregattafeln“). Sie unterscheiden nicht nach einzelnen Berufsgruppen. Im Gegensatz dazu schrauben einige Versi- cherer aktuell weiter an der Differenzierung. Damit geht die Schere zwischen günstigen Prämien für Akademiker und Führungskräfte im Vergleich zu körperlich Tätigen und gering Qualifizierten weiter auseinander. Eine weitere Tendenz ist die Unterscheidung zwischen Rauchern und Nichtrauchern in der Tarifierung. Setzt sich das Auseinanderdriften der Be- rufsgruppen fort, erhalten preiswerte Alternativen zur Siche- rung der Arbeitskraft in Zukunft zusätzliches Gewicht – ob Erwerbsunfähigkeits- bzw. Grundfähigkeitstarife oder die Versicherung von schweren Krankheiten. Brutto oder netto – was zählt? Ein niedriger Rechnungszins verteuert den BU-Schutz, insbe- sondere für lange Dauern. Diesen Effekt kann ein höherer Ver- rechnungsgewinn abfedern. Für manche Versicherer könnte das verlockend sein, weil sie ihre Wettbewerbsposition im Neugeschäft zumindest optisch verbessern. Falls sie die Ge- winne wieder senken müssen, droht allerdings ein Reputati- onsrisiko. War der Spread zwischen Brutto- und Nettoprämie schon in der Vergangenheit groß, dürfte eine Ausweitung deshalb kaum in Betracht kommen. Für Versicherte birgt ein hoher Spread die Gefahr, in Zukunft deutlich mehr bezahlen zu müssen. Hier sind Vermittler gefordert, über den Mecha- nismus zu informieren. Michael Franke Gründer und Gesellschafter-Geschäftsführer Franke und Bornberg E-Mail: info@franke-bornberg.de Telefon: +49 511 357717-00 Und was machen die Leistungen? Heute gleichen BU-Tarife oft Spitzensportlern: Weitgehend austrainiert, können sie ihre Leistungen nur noch in klei- nen Schritten verbessern. Neue Rekorde werden seltener. Aktuell beobachten wir deshalb keine bahnbrechenden In- novationen im Markt. Trends verstetigen sich, werden aber kaum neu gesetzt. Die Teilzeitklausel ist mittlerweile im Markt etabliert. Die Nachversicherungsgarantie punktet mit mehr Leistungsauslösern, und Berufseinsteiger können ihre versicherte BU-Rente deutlicher erhöhen als in der Vergan- genheit. Dass diese Auslöser nicht zu Spekulationen gegen das Versichertenkollektiv missbraucht werden können, sollte selbstverständlich sein. Temporäre Leistungen bei schweren Erkrankungen wie Herz- infarkt, Krebs, Blindheit oder Taubheit erscheinen häufiger als früher in den Bedingungswerken. Für Kunden bleibt ihr Mehr- wert aber begrenzt, da diese Krankheitsbilder in der Regel zur Berufsunfähigkeit führen. Ebenfalls nicht mehr ganz neu, aber immerhin kundenfreundlich: der Verzicht auf Umorganisation bei Kleinbetrieben und für Akademiker, die mehr als 90 Pro- zent im Büro arbeiten. Unser Fazit Die BU-Bedingungen sind besser als je zuvor. Der niedrige- re Rechnungszins und die neue DAV-Tafel 2021 I verteuert BU-Schutz gerade für junge Menschen. Ein seriös kalkulier- ter Brutto-Netto-Spread sowie Nachversicherungsgaran- tien helfen, dass sie sich guten Versicherungsschutz auch leisten können. Unabhängig davon macht der Trend, die Berufsgruppendifferenzierung noch weiter voranzutreiben, BU-Schutz für viele Menschen zum unbezahlbaren Luxus- gut. Zudem erschweren unterschiedliche Umschreibungen und Definitionen der Berufsbilder den Überblick. Ohne leis- tungsfähige Software ist bedarfsgerechte Beratung in Sa- chen Arbeitskraftabsicherung heute kaum noch möglich. Für BCA-Partner kein Problem: Sie profitieren von intelligenter Diagnose- und Beratungssoftware der Franke und Bornberg Research GmbH. <<
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