insider 01/22

9 : Welche Schritte könnten dies sein, um das Unternehmen für das Ziel vorzubereiten? Grimm: Das sind dann Maßnahmen wie ein Wechsel der Rechtsform, eine Aktualisierung der Maklerverträge und Datenschutzvereinbarungen oder aber auch der Austausch der Verwaltungs- systeme oder Produktgeber. Auch die Konsolidierung des Maklerbestands bei seinem Pool oder Haftungsdach kann eine wirkungsvolle Maßnahme sein, um die Übertragbarkeit des Unternehmens zu erhöhen. Wichtig dabei: Nicht jede Maßnahme ist bei jedem Makler zielfüh- rend. Man sollte auch hier darauf ach- ten, dass man sich auf die Maßnahmen konzentriert, die einen echten Mehrwert bringen. Mit denen man etwa die Kosten dauerhaft reduziert, die Vertragsdichte bei Kunden stabil erhöht und auch die Neukundengewinnung wirtschaftlich und wirkungsvoll gestaltet. Wer seinen Betrieb in den letzten Jahren auslaufen lässt, hat bereits angefangen, wesentli- che Unternehmenswerte zu vernichten. : Bestands- und Unterneh- menswert sind zwei Faktoren, die ger- ne falsch eingeschätzt werden. Wel- che Irrtümer haben Sie aus Ihrer Praxis heraus festgestellt? Grimm: Ein wesentlicher Irrtum ist der, dass ein Maklerunternehmen nur über- tragbar sei, wenn es in eine GmbH oder Ähnliches umgewandelt wird. Das ist Quatsch – natürlich kann man auch ein Einzelunternehmen verkaufen. Das ist vor allen Dingen für kleinere Makler eine wichtige Erkenntnis. Die Umwand- lung kostet schließlich auch Geld. Im schlimmsten Fall führt eine Umwand- lung kurz vor der Übergabe dazu, dass auf den Verkaufserlös deutlich mehr Steuern gezahlt werden müssen. Wer anstatt des Unternehmens seinen „Be- stand“ verkaufen möchte, der meint damit i. d. R., dass er seinen Kunden- bestand mit allen bestehenden Makler- verträgen und Vertriebsvereinbarungen an einen Käufer übertragen möchte. Diese Transaktionsform nennt man ge- meinhin Asset Deal. Sie ist vor allem bei Bestandskäufern sehr beliebt, weil sie damit den Vertragsbestand direkt in ihren eigenen Bestand integrieren und den Kaufpreis in der Regel steuerlich abschreiben können. Das können sie beim Kauf einer GmbH nicht: Der Kun- denbestand ist erst einmal in der GmbH „gefangen“ und der Kaufpreis kann steuerlich nicht abgeschrieben werden. : Welche Möglichkeiten gibt es, um den Unternehmenswert zu er- mitteln? Grimm: In Bezug auf das Thema Be- stand betrachtet man die Cashflows, die der Bestand in Zukunft erzeugen wird, und errechnet daraus den Barwert nach Steuern. Potenzielle Käufer sollten zudem das gesamte Anlage- und Um- laufvermögen und alle im Unternehmen verborgenen Risiken berücksichtigen. Das führt bei der Unternehmensbewer- tung dazu, dass die nicht dem betriebs- notwendigen Vermögen zuzurechnen- den Guthaben und Verbindlichkeiten bspw. bei der Ermittlung eines Kauf- preises miteinbezogen werden müssen. Dazu können Büroimmobilien, Bankgut- haben und Guthaben auf Stornoreser- vekonten zählen, aber auch langfristige verzinsliche Darlehen. Die Ermittlung des Unternehmenswerts anhand eines modifizierten Ertragswertverfahrens oder gar gemäß dem Bewertungsstan- dard IDW S1, der bei größeren Unter- nehmen zum Einsatz kommt, kann doch ziemlich aufwendig werden. : Nebst Bestands- und Unter- nehmensverkauf gibt es auch die Opti- on einer Verrentung. Für welche Mak- ler könnte dies interessant sein? © Christoph Vohler Munich Germany

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==