insider Sonderheft Invest 2023

1 3 C O L U M B I A T H R E A D N E E D L E M A R K E T I N G I N F O R M A T I O N © den-belitsky – stock.adobe.com ANLAGEKOSMOS MIT LANGFRISTIG GUTEN CHANCEN Europäische Aktien waren im vergangenen Jahr von den Folgen der Energiekrise und hoher Inflation besonders betroffen. Doch der Preisauftrieb lässt inzwischen nach. Das beflügelt die potenziell hohe Nachfrage nach Gebrauchsgütern. Zusammen mit den positiven Impulsen durch die Öffnung der chinesischen Wirtschaft nach dem Ende der Null-Covid-Politik weckt das Hoffnung auf eine Konjunkturerholung in der Eurozone. Den Qualitätsunternehmen in der Region beschert das Kurschancen. Wer in diesem Frühjahr auf Europa blickt, muss den Hut ziehen. Der Alte Kontinent hat eine Resilienz bewiesen, die ihm Experten vor einem Jahr kaum zugetraut hätten: Nach dem Versiegen des Gasflusses aus Russland infolge des Ukraine-Kriegs haben die Regierungen der großen Volkswirtschaften in der Region entschlossen gehandelt, indem sie ihre Energieversorgung unabhängiger gemacht und ihre Bürger zum Sparen angehalten haben. Deutschland z. B., das besonders abhängig von Energieimporten aus Russland war, hat viel Gas gespart. Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um rund 18 Prozent gesunken. Die privaten Haushalte haben aufgrund der milden Witterung, aber auch wegen der explodierenden Preise weniger geheizt. Die Industrie hat 15 Prozent weniger Gas benötigt im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Jahre 2018 bis 2021.1 Dennoch ist die Produktionsleistung stabil geblieben. Wir sind der Meinung: Das ist ein Ergebnis geschickter Organisation und herausragender Ingenieursleistung. Not macht eben erfinderisch. Wirtschaftsaussichten hellen sich auf Mit Blick auf die Konjunkturaussichten der Eurozone im laufenden Jahr macht das Hoffnung. Die Nachfrage nach Gebrauchsgütern in der Region ist weiterhin potenziell hoch. Auch wenn die volkswirtschaftlichen Signale insgesamt derzeit noch durchwachsen sind, glauben wir, dass europäische Aktien gute Chancen auf ein Comeback haben. Dafür spricht u. a., dass die Lieferkettenproblematik an Schärfe verliert. Gleiches gilt bei der Energieversorgung durch den Aufbau alternativer Beschaffungsstrukturen. Außerdem sind die Gaspreise inzwischen stark gesunken – teilweise auf das Niveau vor Ausbruch des Krieges. Wir gehen davon aus, dass dieser Effekt die Inflationsdynamik dämpft und für eine Aufhellung des Geschäftsklimas in der Eurozone sorgt. Leitzinserhöhungen verlieren ihren Schrecken Gleichzeitig sind wir zuversichtlich, dass die Bremsspuren infolge der raschen Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nachlassen werden. Bei der Inflation zeigt der Trend Eurostat-Angaben2 zufolge wieder nach unten. Die EZBDaten3 deuten darauf hin, dass die Geldmenge in der Eurozone sinkt. Für eine Lohn-Preis-Spirale gibt es bislang keine Anzeichen. Daher denken wir, dass die Zinsen auf dem Alten Kontinent im laufenden Jahr nicht mehr so stark steigen müssen wie von vielen befürchtet. Dass die Inflation in der EU auf das langjährige Niveau von zwei Prozent zurückgehen wird, halten wir allerdings für unwahrscheinlich. Dem stehen u. a. die preistreibenden Effekte von Rohstoffmangel, Überalterung und die Subventionen im Rahmen des Green Deals entgegen. Wir erwarten jedoch, dass sich die Verbraucherpreisinflation bis zum Jahresende auf drei bis vier Prozent abschwächt. Hoffnungsträger China Aus unserer Sicht wird dieses Rahmenwerk die europäische Wirtschaft positiv stimulieren. Gestützt wird diese Erwartung durch die Aussicht auf eine steigende Nachfrage von Chinas Volkswirtschaft. Nach dem Ende der lokalen Null-Covid-Politik ist aller Erfahrung nach die Wahrscheinlichkeit groß, dass die chinesischen Verbraucher wieder reisen und mehr Geld für Konsum ausgeben werden. Der Druck auf die weltweiten Lieferketten wird nachlassen und die stärkere Nachfrage im Inland wird den Abwertungsdruck auf den Renminbi reduzieren. Vieles spricht also dafür, dass die Aktienkurse in Europa Aufwärtspotenzial haben – auch deshalb, weil der Bewertungsabschlag europäischer Unternehmen gegenüber US-Aktien größer ist denn je. Bloomberg-Daten 1 Bundesnetzagentur – Rückblick: Gasversorgung im Jahr 2022 (https: //www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/Rueckblick/start.html#: ~:text=Gaseinsparung%20in%20Deutschland%202022%2C%20in%20Prozent%201&text=Im%20Vergleich%20zum%20Durchschnittsverbrauch%20 der,Gewerbekunden%2012%20Prozent%20weniger%20Gas) 2 Eurostat – Euro indicators 31 March 2023 (https: //ec.europa.eu/eurostat/en/web/products-euro-indicators/w/2-31032023-ap) 3 Europäische Zentralbank – Monetary developments in the euro area: February 2023 (https://www.ecb.europa.eu/press/pr/stats/md/html/ecb.md2302~952f671d72.de.html)

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