insider Sonderheft Invest 2023

3 2 1 Als Risiko definieren wir hingegen Konstellationen, in denen Investoren Werte im Portfolio haben und diese nicht ausreichend kennen und eher nur aus thematischen oder Trendinvestments gekauft haben. : Sie konzentrieren sich bei Ihren Investments auf europäische Unternehmen. Warum? Wedel: Wir begleiten die Unternehmen sehr eng, dazu treffen wir uns mehrmals im Jahr mit dem Management. Wir sehen uns oftmals die Produktionsstätten der Unternehmen an, um ein noch besseres Verständnis für das Geschäftsmodell zu erlangen. Wir bringen teilweise unser Netzwerk ein, um bspw. Aufsichtsratsmandate zu besetzen. Das alles ist außerhalb Europas etwas schwieriger umzusetzen. Zudem verzichtet man mit dem Investment in europäische Unternehmen nicht auf globales Exposure. Ganz im Gegenteil: Viele der Unternehmen haben nennenswerte Umsätze außerhalb Europas mit dem Vorteil, dass sie im bekannten europäischen Rechtsraum sitzen. Zusätzlich zeichnen sich die europäischen Unternehmen durch ihre Innovationsstärke und ihre führende Rolle beim Thema Nachhaltigkeit aus. : Warum, glauben Sie, ist Ihr Ansatz gerade jetzt interessant? Wedel: Aus mehrerlei Gründen. Erstens: Ein großer Punkt ist der regionale Fokus. Letztes Jahr wurden Europa und insbesondere Deutschland von den Anlegern gemieden. Zu groß waren die Sorgen rund um eine Energiekrise. Dadurch sind Fehlbewertungen aufgetreten, die sehr attraktive Einstiegschancen geboten haben und die trotz des guten Jahresstarts immer noch bestehen. Viele Aktien im Portfolio haben im Herbst letzten Jahres die Tiefststände wie kurz nach dem Corona-Schock 2020 gesehen, nur um dann wenige Monate später Rekordergebnisse zu berichten. Da stimmt die Aktienkursentwicklung nicht mit der Unternehmensentwicklung überein. Was u. a. auch ein Grund dafür war, warum wir von den Vorständen so viele Aktienkäufe gesehen haben. Die Vorstände denken oftmals wie wir nicht nur über das nächste Quartal nach, sondern über die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Dieses Auseinanderlaufen von Aktienkurs und Unternehmensentwicklung sehen wir als Chance. Nach wie vor sind Unternehmen in Europa im Vergleich zu denen in den USA deutlich günstiger bewertet. Das trifft vor allem auf die kleineren marktkapitalisierten Unternehmen in Europa zu. Während historisch beim KGV ein Abschlag von rund 15 Prozent zwischen dem KGV von dem MSCI Europa zu dem MSCI USA zu beobachten war, liegt dieser aktuell bei rund 30 Prozent. Dementsprechend sehen wir Aufholpotenzial in Europa. Darüber hinaus ist letztes Jahr gerade wegen der Sorgen um eine Energiekrise viel Geld aus Europa abgeflossen; dies wird sich früher oder später umkehren, und dann wird sich die Bewertungslücke zu Amerika auch wieder schließen. Zweitens: Wir sind flexibel in den Asset-Klassen. In den vergangenen Jahren gab es kaum Alternativen zu Aktien, weshalb wir eine hohe Gewichtung in Aktien hatten und uns weniger stark von einem Small-/Midcap-Aktienfonds unterscheiden konnten. Aktuell profitiert der Fonds allerdings davon, flexibel zwischen den Asset-Klassen allokieren zu können. Bereits im Herbst letzten Jahres, als sich die Risikospreads deutlich ausweiteten, wurde das Anleihen-Portfolio deutlich aufgestockt. Die Ernte daraus wird in den kommenden Quartalen zu sehen sein. Beim Thema Zinsen sehen wir uns aber nicht nur durch die flexible Asset-Allokation gut aufgestellt, sondern hier sollte sich auch der hohe Anteil an deutschen Mittelständlern auszahlen. Denn gerade die konservativen deutschen Mittelständler besitzen solide Bilanzen mit einem geringeren Fremdkapitalanteil. Die höheren Zinsen sollten das Finanzergebnis der Unternehmen dementsprechend nicht so stark beeinflussen, wie das bei anderen Unternehmen der Fall ist. Und auch die mögliche striktere Kreditvergabe der Banken infolge der „Credit Suisse“-Pleite sollte diese Unternehmen daher unterdurchschnittlich treffen. Drittens: unser konzentriertes Stock Picking. Die Märkte waren zuletzt sehr volatil und größere Bewegungen in den Indizes zählen zur Tagesordnung. Bei den Small und Mid Caps führt dies oftmals zu noch ausgeprägteren Verwerfungen, die fundamental jedoch nicht zu begründen sind. Wenn man die Unternehmen, in die man investiert, gut kennt – und das ermöglicht uns unser Ansatz –, dann wird man in diesen Situationen nicht nervös und kann solche Chancen nutzen, um günstig einen Einstieg zu finden oder die Gewichtung hochzufahren. Dies wird sich dann über die nächsten Quartale auszahlen, wenn wieder weniger die Fed und die EZB, sondern vielmehr die Unternehmensentwicklungen im Vordergrund stehen. 3 8 L A I G O N M A R K E T I N G I N F O R M A T I O N Lars Kammann Senior Sales Manager LAIQON Solutions GmbH An der Alster 42 20099 Hamburg E-Mail: lars.kammann@laiqon.com Telefon: +49 151 52203590

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==