insider_02_2022
äußerte sich Kostolany in einer Zeit, in der ein Zins - niveau von fünf Prozent als historisch niedrig einge - stuft wurde. Vor 20 Jahren – bei Kupons von fünf Prozent und Laufzeiten von zehn Jahren – lag das Worst-Case-Szenario bei Anleihen bei einem einprozentigen Zinsanstieg innerhalb von zwölf Monaten bei vier Prozent Verlust. Gerne hätte ich die Einschätzung des Experten auf die Frage erfahren, ob er sich Negativzinsen vorstellen könne. So kann sich derzeit jeder ausrechnen, auf welchem Pulverfass Besitzer von An - leihen sitzen, die einen Kupon von einem Prozent und einer Restlaufzeit von 30 Jahren aufweisen. Steht nämlich die ein - prozentige Zinssteigerung mit einem Verlust von 28 Prozent zu Buche, dann ist es mit dem ruhigen Schlaf schnell vorbei. Doch auch seine damalige Einschätzung zu den Aktien be - darf heute einer leichten Anpassung. Aktie ist nämlich nicht gleich Aktie – womit wir beim Thema wären: Was unter - scheidet Growth- von Value-Aktien? Erstmals so richtig mit dem Thema konfrontiert wurden wir in der Zeit von 1997 bis 2003 bzw. mit dem Aufstieg und Fall des „Neuen Marktes“. Zum Start des Internetzeitalters wurden zahlreiche IT-Start- ups mit Anlegergeld zugeschüttet. Euphorisch verkündete Wachstumsraten und Businesspläne standen im Vordergrund – die sog. „Growth-Welt“. Doch die Realität sah bekannter - maßen anders aus – etliche Konzepte scheiterten aus unter- schiedlichen Gründen. 28 Der berühmte Börsen- und Finanzexperte André Bartholomew Kostolany sagte einst: „Wer gut essen will, kauft Aktien; wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“ Würde Kostolany heute noch leben, könnte man sicherlich über die Bedeutung und aktuelle Einschätzung dieses Bonmots eine abendfüllende Diskussionsrunde durchführen. CARAT-EXPERTENBEITRAG – MARKUS STILLGER DIE GROSSE PREISFRAGE: „GROWTH“ ODER „VALUE“? Abb. 1: Überschrift: Auswirkung von Zins-Steigerung auf das „Discounted-Cash-Flow“-Modell (DCF) SUMME DER ABGEZINSTEN GEWINNE IN DER ZUKUNFT (LINKS MIT 0,1% UND RECHTS MIT 5,0% ZINS) 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 980.188,86 € 981.170,03 € 982.152,19 € 983.135,32 € 984.119,44 € 985.104,55 € 986.090,64 € 987.077,71 € 988.065,78 € 989.054,84 € 990.044,88 € 991.035,92 € 992.027,94 € 993.020,97 € 994.014,98 € 995.009,99 € 996.006,00 € 997.003,00 € 998.001,00 € 999.000,00 € 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 0,1% 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 1 Mio. € 358.485,92 € 377.353,60 € 397.214,32 € 418.120,34 € 440.126,67 € 463.291,23 € 487.674,98 € 513.342,08 € 540.360,09 € 568.800,09 € 598.736,94 € 630.249,41 € 663.420,43 € 698.337,30 € 735.091,89 € 773.780,94 € 814.506,25 € 857.375,00 € 902.500,00 € 950.000,00 € 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% 5,0% Quelle: Markus Stillger (eigene Berechnung)
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